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Jolanta Itrich-Drabarek

The Civil Service in Poland. Theory and Experience

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2015 (Studies in Politics, Security and Society 4); 271 S.; hardc., 51,95 €; ISBN 978-3-631-65743-0
Der öffentliche Dienst sei ein Kernelement moderner Demokratie: In der Ausgestaltung des öffentlichen Dienstes, der Art und Weise, wie die staatlichen Angestellten und Beamten ihre der Gesellschaft und dem Staatserhalt dienenden Aufgaben wahrnähmen, zeige sich das Staatsverständnis eines Landes, konstatiert Jolanta Itrich‑Drabarek. Aus einer vergleichenden historischen und systemischen Perspektive diskutiert sie die Bedeutung des öffentlichen Dienstes für den Modernisierungsprozess der staatlichen Verwaltung in Polen im europäischen Kontext. 1922 habe das Parlament der Zweiten Polnischen Republik ein Gesetz über den Status öffentlicher Bediensteter verabschiedet. Dabei habe es sich um eines der ersten Gesetzesbeschlüsse nach der Unabhängigkeit des Landes gehandelt, das in seinen Grundzügen bis 1974 erhalten geblieben sei. Allerdings seien die Regelungen zwischenzeitlich häufig reformiert und angepasst worden. 1923 habe der öffentliche Dienst 120.000 Beschäftigte umfasst. Kritiker hätten ihnen zwar Langsamkeit und Formalismus vorgeworfen, gleichzeitig habe der öffentliche Dienst aber allgemein einen Ruf als unparteiische Instanz genossen. Im letzten Kapitel zählt Itrich‑Drabarek einige der heutigen Probleme des öffentlichen Dienstes in Polen auf: Korruption und Vetternwirtschaft, Veruntreuung öffentlicher Ressourcen, Interessenkonflikte durch Nebenbeschäftigungen, missbräuchliche Gewaltanwendung gegenüber Bürgern sowie Verletzung von Datenschutzstandards und Diskriminierung. Systemische Gründe für diese Defizite sieht die Autorin etwa in unzureichender Gesetzgebung, gleichzeitiger Überregulierung und dem niedrigen Einkommensniveau sowie dem damit verbundenen geringen sozialen Status der Beschäftigten. Itrich‑Drabarek zieht ein kritisches Fazit am Ende ihrer detaillierten Arbeit: Der öffentliche Dienst in Polen habe es nicht geschafft, sich zu konsolidieren. Alle politischen Parteien seien zwar unzufrieden mit seinem Zustand, hätten aber auch keine konstruktiven Verbesserungsvorschläge anzubieten. Itrich‑Drabarek arbeitet als Politikprofessorin an der Universität Warschau und ist Mitglied des polnischen „Civil Service Council“ (87), einem dem Premierminister zugeordneten Beratergremium für Belange des öffentlichen Dienstes.
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Rubrizierung: 2.612.21 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Jolanta Itrich-Drabarek: The Civil Service in Poland. Frankfurt a. M. u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39452-the-civil-service-in-poland_47872, veröffentlicht am 25.02.2016. Buch-Nr.: 47872 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken