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Joachim Klose (Hrsg.)

Militarisierung von Staat und Gesellschaft in der DDR

Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2015 (Belter Dialoge – Impulse zu Zivilcourage und Widerstand); 145 S.; brosch., 19,- €; ISBN 978-3-86583-963-3
Trotz offizieller staatlicher Friedensrhetorik wurde die Gesellschaft der DDR durch und durch militarisiert. Diese Militarisierung zu beleuchten, Resistenz, Opposition und Widerstand aufzuzeigen sowie die mit der Militarisierung eng verbundenen ideologischen Freund‑ und Feindbildkonstruktionen zu verdeutlichen, ist das Ziel dieses Sammelbands. Er geht zurück auf die sechsten Belter Dialoge, einer gemeinsamen Veranstaltung des Bildungswerks Sachsen der Konrad‑Adenauer‑Stiftung und der Leipziger Universität. Der Historiker Klaus Fitschen zeigt in seinem Beitrag, dass die sozialistische Erziehung von Kindesbeinen an von der Wehrerziehung durchdrungen war. Damit sollte der Nachwuchs nicht nur auf den Wehrdienst vorbereitet, sondern auch ideologisch durch ein Weltbild geprägt werden, das nur „Gut“ und „Böse“ kennt und sich gegen äußere und innere Feinde richtet. Darüber hinaus zeigt er, wie stark der Alltag der Menschen vom Militärischen durchdrungen war. Schließlich fragt er, ob es Widerstand gegen die Militarisierung gab und stellt den Protest der Evangelischen Kirche als hierfür zentral heraus. Die Konstruktion von „Gut“ und „Böse“, von Freund und Feind, betrachten auch Rüdiger Steinmetz und Judith Kretzschmar von der Universität Leipzig in ihrem Aufsatz über den DDR‑Journalisten Karl Eduard von Schnitzler. Sie zeigen, dass auch die Medien dieses Weltbild verbreiteten und damit zur Erziehung der Menschen im Sinne des Regimes beitrugen. Der Sammelband enthält neben diesen wissenschaftlichen Beiträgen zahlreiche Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Dazu gehört auch der Bericht von Annemarie Müller. Sie stellt dar, wie sie sich durch den Beschluss der DDR‑Regierung, an Frauen mit medizinischen Berufen einen Wehrpass auszugeben, über die Militarisierung der Gesellschaft bewusst wurde. Sie engagierte sich nach 1983 in einem „Friedenskreis“ in ihrer Kirchengemeinde. Im Kern stand die kritische Auseinandersetzung im Zusammenhang mit dem Thema Frieden, später nahm sie auch an Demonstrationen teil und war im Zusammenhang mit Protesten gegen das Tiananmen‑Massaker in China aktiv. Insgesamt gibt der Sammelband einen vielfältigen und anschaulichen Einblick in das Thema.
{JBU}
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Joachim Klose (Hrsg.): Militarisierung von Staat und Gesellschaft in der DDR Leipzig: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39413-militarisierung-von-staat-und-gesellschaft-in-der-ddr_47890, veröffentlicht am 18.02.2016. Buch-Nr.: 47890 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken