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Christos Laskos / Euclid Tsakalotos

Brennpunkt Griechenland. Krise, Eurozone und die Weltwirtschaft. Aus dem Englischen von Klaus E. Lehmann

Köln/Karlsruhe: Neuer ISP Verlag 2015; 211 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-89900-147-1
Diese Publikation zur Griechenland‑Krise dürfte sich größerer Aufmerksamkeit gewiss sein, ist doch der gegenwärtige Finanzminister des Landes einer der Co‑Autoren – allerdings, wie aus dem Inhalt des Buches deutlich wird, weniger in seiner Eigenschaft als Professor für Wirtschaftswissenschaften, sondern eher als führendes Mitglied der linken Regierungspartei SYRIZA. Um eine wissenschaftlich strukturierte und fundierte Studie handelt es sich bei diesem Buch leider nicht; die Autoren haben es, folgt man dem Vorwort, eher als politische Streitschrift formuliert. Dies ist umso bedauerlicher, als es bislang an tiefgründigen wissenschaftlichen Analysen der ‚griechischen Tragödie‘ weitgehend fehlt. Das Werk enthält nun zwar einen, wenn auch knappen, Fußnotenapparat und einige Literaturverweise. Die Argumentation der Autoren ist allerdings wenig wissenschaftlich. Ihr Ziel ist es offenbar, die Verantwortung für die Krise ausschließlich der „neoliberalen Modernisierungsdynamik“ (19) zuzuweisen. Interessanterweise werden viele der Gründe, die von weiten Teilen der übrigen Wirtschafts‑ und Sozialwissenschaft mit Blick auf die griechische Fiskalkrise angenommen werden, von den beiden Autoren durchaus erkannt und genannt: eine übermäßige Schuldenaufnahme im staatlichen wie privaten Bereich, der Klientelismus und ein hohes Maß an Scheinselbstständigkeit mit der Folge einer Finanzierungsschwäche des Sozialsystems, um nur einige zu nennen. Diese aber werden nicht weiter kommentiert, und im Ergebnis kommt man jeweils zum Schluss, diese Probleme seien zwar alle vorhanden – Schuld an der griechischen Misere seien aber letztlich doch nur ‚der Neoliberalismus‘ und die von außen geforderte Austerität des griechischen Staates. Warum dies so sei, bleibt völlig offen. Etwa die Hälfte des Buches befasst sich denn auch entweder mit allgemeinen wirtschaftspolitischen Aussagen (Kapitel 1) beziehungsweise den festgestellten Folgen der Krise und der Austeritätspolitik (Kapitel 4 bis 6), während für die Analyse der Krise nur knapp 70 Seiten verbleiben – recht wenig für ein so komplexes Thema.
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Rubrizierung: 2.612.222.623.54.43 Empfohlene Zitierweise: Sven Leunig, Rezension zu: Christos Laskos / Euclid Tsakalotos: Brennpunkt Griechenland. Köln/Karlsruhe: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39379-brennpunkt-griechenland_47710, veröffentlicht am 11.02.2016. Buch-Nr.: 47710 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken