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Norbert Sievers (Hrsg.)

Jahrbuch für Kulturpolitik 2014. Band 14. Thema: Neue Kulturförderung. Hrsg. für das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V.

Essen: Klartext 2015; 452 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8375-1396-7
Eine „zeitlich befristete projekt‑ und programmbezogene Förderung“ zeichnet die „Neue Kulturförderung“ (13) gegenüber der klassischen Unterstützung von Institutionen und wiederkehrenden Formaten aus. Statt Pauschalbeträge für etablierte Institutionen zur Verfügung zu stellen, soll sie nun auch weitere Teile der Bevölkerung motivieren und die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch voranbringen. Diese seit den 1970er‑Jahren zu beobachtende Entwicklung ist der gemeinsame Fluchtpunkt der Autor_innen des 14. Jahrbuches des Instituts für Kulturpolitik. Die Vernetzung der Kulturförderung mit der Tourismusbranche, der Kreativwirtschaft oder der kulturellen Bildung wird ebenso zum Gegenstand der detaillierten Untersuchung gemacht wie die Programme verschiedener Kommunen, Städte und Bundesländer sowie die Förderprojekte öffentlicher Stiftungen. Zivilgesellschaftliche Akteure, die über Crowdfunding oder andere kooperative Formen der (privaten) Kulturförderung nunmehr selbst als Initiatoren in Erscheinung treten, haben sich als „Modell jenseits der öffentlichen Förderung“ (215) etabliert, sind aber nicht in der Lage diese zu ersetzen, wie Martin Lücke in seinem Beitrag zeigt. Eine auf die Netzwerkbildung und Kooperation ausgerichtete Förderpolitik wird insgesamt als „Gewinn und Fortschritt für das deutsche Kulturfördersystem“ gewertet, wie Norbert Sievers und Patrick S. Föhl betonen, sie habe neue Entwicklungen in der Szene angestoßen. Auch in steuerungspolitischer Hinsicht sei sie „höchst effektiv“ (31), da finanzielle Mittel zeitlich begrenzt gebunden werden. Die neue kulturpolitische Ausrichtung könne allerdings einen Wettbewerb um Fördertöpfe in Gang setzen, bei dem die „Autonomie der Künste in Mitleidenschaft gezogen“ und ein „Zweiklassensystem“ (32) von einerseits geförderten Institutionen und zeitlich befristeten Projekten andererseits etabliert werde. Mit dieser Ausrichtung gehe also auch ein „Innovationszwang“ (56) einher, wie die Intendantin der Hamburger Kampnagelfabrik Amelie Deuflhard beklagt, gerade wenn die Förderung zeitlich so knapp bemessen werde. Um die Ambivalenzen dieser neuen Politik auszuloten, lohnt die Lektüre der vielfältigen Beiträge des umfassenden Bandes.
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Rubrizierung: 2.3432.3252.2632.52.2 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Norbert Sievers (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2014. Essen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39370-jahrbuch-fuer-kulturpolitik-2014_47598, veröffentlicht am 11.02.2016. Buch-Nr.: 47598 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken