Die engagierte Kritik der neoliberalen Reorganisation der Hochschulen gewinnt vor dem Hintergrund einer eher rückwärtsgewandten Erinnerung an den Beitrag Kritischer Theorie zur Produktion kritischen (emanzipatorischen) Wissens eine glänzende, aber doch eher handlungsresistente Patina. Der Vergeblichkeitsseufzer wird dort besonders deutlich, wo er sich der Frage nach den politischen Orientierungen der studentischen Jugend zuwendet, für die die politische Metapher links zwar noch von Bedeutung zu sein scheint, jedoch in einer eher gesinnungsethischen Variante der Political Correctness. Der Verfasser berichtet ausführlich und kenntnisreich über die mit der Hochschulreform verbundenen tiefgreifenden Veränderungen des Verhältnisses von Politik und Wissenschaft, die höchst problematische Autonomie der Universitäten sowie den bemerkenswerten Aufstieg einer neuen Managerklasse in den universitären Leitungsgremien. Die nicht ganz unwichtige Frage ist die nach den Trägern dieser Veränderungen, die ja, wie der Verfasser richtig diagnostiziert, anti‑elitär und demokratisch orientiert waren. Erklärungsbedürftig, so Alex Demirović, sei daher, warum so viele Angehörige der Hochschulen die „Tendenz der technokratisch‑neoliberalen Hochschulreorganisation […] mitgetragen haben“ (129). In der Tat: Vieles von dem, was geschah, wurde den Universitäten ja nicht von außen zugemutet, sondern von Personen durchgesetzt, die von den eingeleiteten Reformen selbst profitiert haben. Es ist dem Autor hoch anzurechnen, dass er das Problem des „cui bono“ überhaupt anspricht (da es zumeist übergangen wird), auch wenn seine Antworten nur zum Teil befriedigend erscheinen. Gar nicht einverstanden ist der Rezensent mit den Hinweisen auf die ‚wahren‘ Aufgaben einer ‚kritischen Wissenschaft‘. Es ist doch wohl eher der anti‑(bildungs‑)bürgerliche Affekt, der die sogenannten neoliberalen Befürworter und die ‚linken‘ Gegner der Hochschulreform eint. Da hilft auch ein Seminar über Adornos „Theorie der Halbbildung“ wenig.