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Willy Brandt / Helmut Schmidt

Partner und Rivalen. Der Briefwechsel (1958-1992) Hrsg. von Meik Woyke

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2015 (Willy-Brandt-Dokumente 3); 1.101 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-8012-0445-7
Die umfangreiche Edition enthält die ungekürzte Wiedergabe des gesamten zu ermittelnden Briefwechsels zwischen Brandt und Schmidt. In mehr als 700 Schreiben – davon über 400 von Schmidt an Brandt – wird das Mit‑ und manchmal auch Gegeneinander (siehe auch Buch‑Nr. 42989) der beiden Sozialdemokraten deutlich: „Weder pflegten sie eine auf Gegenseitigkeit beruhende freundschaftliche Beziehung noch unterhielten sie private Kontakte, die über den Bereich der Politik und den professionellen Umgang miteinander hinausreichten“ (8), schreibt Herausgeber Meik Woyke. Der Briefwechsel weist dabei durchaus längere Unterbrechungen auf; die dichteste Kommunikation gab es von 1966 bis 1982, also während der Regierungsverantwortung der SPD. In wechselnden Funktionen in Regierung und Partei tauschten sich Brandt und Schmidt über Themen wie die Ausrichtung der SPD, die Arbeit der Fraktion oder das Verhältnis zur Opposition aus. Ins Auge falle dabei „Brandts Streben nach Ausgleich in der Regierung wie in der SPD; derweil beanspruchte Schmidt in seinen Ministerämtern großen Entscheidungsspielraum“ (16). Doch auch Brandt sei, als SPD‑Vorsitzender, während Schmidts Kanzlerschaft erpicht gewesen, mitzureden, worauf dieser „zuweilen unwillig“ (17) reagiert habe. Die beachtliche Materialfülle wurde größtenteils zusammengetragen aus dem „Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich‑Ebert‑Stiftung“ sowie Schmidts Privatarchiv in Hamburg. Doch Woyke spürte auch Schreiben in weiteren Nachlässen auf. Transparent gibt ein Dokumentenkopf jeweils Auskunft über den Archiv‑Fundort, das Amt von Absender und Empfänger sowie eine möglichst präzise Datierung des Schreibens. Ein Gewinn ist die ausführliche Kommentierung zum tagespolitischen Kontext mit Querverweisen auf Sitzungsprotokolle, Aktennotizen oder Zeitungsartikel. Trotz Kommentierung handele es sich jedoch „ausdrücklich nicht um eine historisch‑kritische Edition“ – Ziel sei vielmehr, diese Korrespondenz in die deutsche Geschichte „mit ihren deutschlandpolitischen Aspekten und internationalen Horizonten einzuordnen“ (83) und der heutigen Leserschaft auch außerhalb der geschichtswissenschaftlichen Fachdebatte verständlich zu machen. Dies gelingt dem Herausgeber exzellent, auch dank eines Personen‑ sowie mehr als 20‑seitigen Sachregisters. Der Band eignet sich so sehr gut zur Recherche wie auch zum interessierten Querlesen und bildet dank der profunden Einleitung und Kommentierung ein wertvolles, lesenswertes Stück Zeitgeschichte.
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Rubrizierung: 2.32.3132.3152.331 Empfohlene Zitierweise: Frank Kaltofen, Rezension zu: Willy Brandt / Helmut Schmidt: Partner und Rivalen. Bonn: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39300-partner-und-rivalen_44960, veröffentlicht am 28.01.2016. Buch-Nr.: 44960 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken