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Wolfgang Schroeder / Claudia Bogedan (Hrsg.)

Gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert. Bausteine einer sozialen Arbeitsgesellschaft

Berlin: Sigma 2015 (Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 175); 143 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-8487-2408-6
Da die Erwerbsarbeit nach wie vor „zentraler Referenzpunkt im Leben der meisten Menschen“ sei und deren gesellschaftliche Teilhabe und soziale Stellung maßgeblich bestimme, lasse sich soziale Gerechtigkeit nur über verbesserte Arbeitsbedingungen, über „gute Arbeit“, erreichen. Von dieser Überlegung ausgehend werden einleitend fünf Handlungsfelder skizziert, die – im Sinne einer „progressiv vorsorgenden Agenda“ (8) – einer umfassenden Umgestaltung bedürfen, um langfristig den gegenwärtigen Kapitalismus zu zivilisieren. Erstens betrifft dies die Rolle des Staates, mit der sich Nils Heisterhagen befasst. Er begründet die Notwendigkeit einer neuen Freiheitsidee als „Metaerzählung“ (36). Der Engführung des allein auf individuelle Verantwortung reduzierten neoliberalen Freiheitsbegriffs stellt Heisterhagen eine erweiterte Idee der Freiheit entgegen, zu der „auch ein positives Staatsverständnis gehört“ und „Sozialpolitik nicht als Einschränkung, sondern als Ermöglichung von Freiheit angesehen wird“ (38). Diese inhaltliche Umdeutung des Freiheitsbegriffes müsse zum Hauptziel gewerkschaftlicher und sozialdemokratischer Arbeit werden, denn, so Heisterhagen: „Es gibt keine Freiheit ohne soziale Sicherheit und auch keine Freiheit ohne echte Chancengleichheit.“ (44) Einen anderen Aspekt der Freiheit thematisiert Ulrich Mückenberger. Er skizziert das Konzept des Bürgers am Arbeitsplatz (citizenship‑at‑work), das eine demokratische Ausgestaltung der Arbeitsbeziehungen im Betrieb vorsieht, als Leitbild für ein neues Rollenverständnis von Arbeitnehmer_innen und greift damit ein hochaktuelles Thema (Stichwort Whistleblowing) auf. Im dritten Beitrag – ein Positionspapier der Grundsatzabteilung der IG Metall – geht es um die Stärkung der Mitbestimmung innerhalb der Arbeitswelt, in dem Maßnahmen zur Umsetzung einer gewerkschaftlichen Beteiligungsoffensive erörtert werden. Das vierte Handlungsfeld betrifft die Arbeitszeit. Max Neufeind diskutiert, inwieweit unter den Bedingungen sich wandelnder Zeitbedarfe und Flexibilisierungen eine Selbststeuerung der Arbeitszeit, wie sie unter dem Begriff der Zeitsouveränität diskutiert wird, zielführend ist. Fünftens schließlich werden Maßnahmen der Fachkräftesicherung als „Dreh‑ und Angelpunkt des Umbruchs“ (133) in der Arbeitswelt erörtert. Die Autor_innen verstehen die hier skizzierten Bausteine als Orientierungsrahmen für die Schaffung einer sozialen Arbeitsgesellschaft, die „für den deutschen Wirtschaftsstandort in Zukunft essenziell sein wird“ (18).
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Rubrizierung: 2.3312.342 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Wolfgang Schroeder / Claudia Bogedan (Hrsg.): Gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39285-gute-arbeit-und-soziale-gerechtigkeit-im-21-jahrhundert_47556, veröffentlicht am 21.01.2016. Buch-Nr.: 47556 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken