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Ruben Quaas

Fair Trade. Eine global-lokale Geschichte am Beispiel des Kaffees

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2015; 432 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-412-22513-1
Diss. Bielefeld; Begutachtung: A. Epple, D. Wierling. – Warum ist ein „als gerecht bewerteter Handel“ entstanden? Ruben Quaas versteht den fairen Handel „als historisch gewachsenes Phänomen“ (17) und fragt nach den Gründen für den Wandel und die Kontinuität in seiner Entstehungsgeschichte. Die Darstellung der Historie ist ein Ziel des Autors, darüber hinaus geht es ihm darum, die Wechselwirkungen zwischen Produzenten und Abnehmern sowie die global‑lokalen Verflechtungen aufzuzeigen. Die Geschichte des fairen Handels beginnt im niederländischen Kerkrade mit der Gründung einer Stiftung zur Hilfe für unterentwickelte Regionen namens S.O.S., die im katholischen Milieu verankert war. 1970 wurde in der Bundesrepublik die „Aktion Dritte Welt Handel“ gegründet. Vom Dritte‑Welt‑Handel wurde gesprochen, um eine verstärkte Einbindung der sogenannten Dritten Welt in den Welthandel zu erzielen. Dieser geriet Ende der 1970er‑Jahre in eine Krise, daher dominierte in den 1980er‑Jahren der „Alternative Handel mit Kaffee aus Nicaragua, Guatemala und Mexiko“ (181). Nach 1989/90 wurde mit dem fairen Handel auf eine Integration in den Massenmarkt gesetzt, wozu das 1992, dem Ende des Untersuchungszeitraums der Studie, auf den Markt gebrachte Trans‑Fair‑Gütesiegel hilfreich war. Mit der Gründung des Handelsunternehmens GEPA (Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH) im Jahr 1975 löste sich das Feld des fairen Handels endgültig von seinen niederländischen Wurzeln, so Quaas, und konzentrierte sich auf die Bundesrepublik; in den 1990er‑Jahren breitete sich dieser Handel in den Ländern des globalen Nordens überall aus. Gemeinsam war den Handelsmodellen und Konzeptionen, dass Produzenten im globalen Süden einen höheren und als gerechter verstandenen Preis erhalten sollten und diese ethische Begründung diente der Marktpositionierung. Den Hauptgrund für den wachsenden Erfolg des fairen Handels sieht Quaas darin, dass den Konsumenten im globalen Norden das Bild einer direkten Verbundenheit mit den Menschen im globalen Süden vermittelt wird und die durch die Globalisierung zunehmende Anonymität der weltwirtschaftlichen Strukturen auf Konsumentenseite ein Vertrauensdefizit verursacht – eine Lücke, in der sich der faire Handel positionieren kann. Diesen bewertet er durchaus kritisch, denn Quaas sieht die Gefahr, dass er sich zu einem „Instrument der Wohlgefälligkeit“ (380) entwickeln und dazu beitragen könnte, dass das Bild der Menschen im globalen Süden immer stärker vereinfachte Züge bekommt und langfristig das Gegenteil bewirkt wird, nämlich, „dass sich die gedankliche Distanz zwischen Produzenten und Abnehmern noch vergrößert“ (382). Für notwendig hält er eine klare Trennung zwischen Erzeugern und Konsumenten, eine stärkere Transparenz und Kontrolle sowie die Schaffung eines Kontroll‑ und Steuerungsgremiums.
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Rubrizierung: 4.444.432.652.262 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Ruben Quaas: Fair Trade. Köln/Weimar/Wien: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39280-fair-trade_47315, veröffentlicht am 21.01.2016. Buch-Nr.: 47315 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken