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Ahmad Mansour

Generation Allah. Warum wir im Kampf gegen religiösen Extremismus umdenken müssen

Frankfurt a. M.: S. Fischer 2015; 271 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-10-002446-6
Ahmad Mansour schildert in emphatischer Weise seine Entwicklung von einem Islamisten zu einem Kritiker der Islamisten. Er kennt die Phantasiewelten der radikalen Muslime und beschreibt in Ich‑Form, wie er als junger Mensch zunächst selbst zu deren Spielball wurde. „Weil ich ängstlich war und unsicher, bin ich den Verführungen des Imam so leicht erlegen.“ (62) Mansour studierte in Tel Aviv Psychologie und ging später nach Berlin. „Vermutlich ist es kaum überraschend, dass ich mich bald in der Berliner Al‑Nur‑Moschee wiederfand und den Salafisten lauschte“ (74), gesteht er. Sein Sinneswandel sei dann aber entschlossen mit einem Kampf gegen die Radikalisierung von Jugendlichen, die sich teilweise zu Terroristen entwickeln, einhergegangen. Als Student habe er sich schon in dem Projekt HEROES engagiert, das er immer wieder als vorbildlich lobt. Der Autor kritisiert die gängigen Erklärungen für eine Radikalisierung von Jugendlichen in Deutschland. Man könne weder von einer vorübergehenden Jugend‑ und Protestkultur oder einem Pop‑Dschihadismus sprechen noch den Islamismus hierzulande als „Folge einer Erfahrung von Diskriminierung und Rassismus“ (94) darstellen. Vielmehr könne das Zusammenspiel folgender Faktoren zu einer Radikalisierung führen: „tradierte Denkmuster, Erziehungsmethoden, neue und alte soziale Erfahrungen und psychische Konstellationen, deren Grundlagen im frühesten Kindesalter geschaffen werden“ (99). Ohne genau zu definieren, was der reformorientierte Islam bedeutet, setzt er sich für diesen ein und wendet sich gegen „tradierte Inhalte“ und „ein veraltetes Islamverständnis, das mit der Welt der Gegenwart nicht vereinbar ist“ (120). Er fordert die Muslime auf, über die Probleme offen zu sprechen, denn er verteidigt eine „Erneuerung des Islam“ (121). Mansour glaubt, dass der Koran sich an vielen Stellen mit dem Judentum beschäftige. Man müsse heute die „Suren in ihrem historischen und damaligen regionalen Kontext“ (140) begreifen. Wenn dies nicht geschehe, entstehe der Antisemitismus. Er kritisiert Moscheeverbände und auch deutsche Politiker, die das Problem der Radikalisierung von Muslimen nicht verstehen.
{WWH}
Rubrizierung: 2.352.37 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Ahmad Mansour: Generation Allah. Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39268-generation-allah_47922, veröffentlicht am 14.01.2016. Buch-Nr.: 47922 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken