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Hans Henning Hahn / Robert Traba (Hrsg.), unter Mitarbeit von Maciej Górny und Kornelia Kończal

Deutsch-Polnische Erinnerungsorte. Band 1: Geteilt/Gemeinsam

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2015; 818 S.; 89,- €; ISBN 978-3-506-77338-8
Zum Abschluss des Großprojektes der „Deutsch‑Polnischen Erinnerungsorte“ (siehe auch Buch‑Nr. 40988 und 42815) liegt nun der einleitende erste Band vor. Besonders enge inhaltliche Bezüge bestehen zum gleichbetitelten zweiten Band (siehe Buch‑Nr. 42276). Unter den Überschriften „Nah und fern“, „Siege und Niederlagen“ sowie „Fremd und eigen“ werden in 35 Beiträgen gemeinsame Bezugspunkte der Beziehungsgeschichte thematisiert, die zumeist jedoch unterschiedlich erinnert werden. Die erste und die dritte Kategorie ähneln sich dabei thematisch stark, entsprechende Zuordnungsfragen finden sich wohl bei jedem Projekt dieses Umfangs. Die inhaltliche Bandbreite der Lemmata ist beeindruckend, auch wenn einige ursprünglich geplante Texte nicht realisiert werden konnten. Staatsgebilde und Regionen wie Preußen und Schlesien, Städte wie Breslau und Danzig, Persönlichkeiten wie Nikolaus Kopernikus und Günter Grass, politische Streitpunkte wie der Hitler‑Stalin‑Pakt und die Oder‑Neiße‑Grenze werden vorgestellt. Die letztlich in 91 Beiträgen auf insgesamt fast 3.000 Druckseiten behandelten 117 Erinnerungsorte des Gesamtunternehmens bieten als „möglich[e] Deutungsvorschläge“ (30) Gelegenheiten für weitere Forschungen und Debatten auf Jahre hinaus. Ein möglicher Anknüpfungspunkt wäre hier die recht deutliche Polonophilie so manches deutschsprachigen Autors, die den Deutungsrahmen doch sehr prägt. Eine theoretische Einführung der Hauptherausgeber Hans Henning Hahn und Robert Traba verortet das Vorhaben in den aktuellen Zusammenhängen der kulturwissenschaftlichen Erinnerungsforschung und skizziert dessen Verlauf und Prinzipien. Die Herausgeber kommen nach knapp zehnjähriger Arbeit am Projekt zu einem positiven Fazit für die deutsch‑polnischen Beziehungen – „die Erinnerungen […] unterschieden [sich stärker] als die erinnerten Themen und Ereignisse“, eine „Polyphonie der Erinnerungsbilder […] ist fühlbar und erfahrbar“ (11). Nach allen Verwerfungen gerade auch des 20. Jahrhunderts scheint die deutsch‑polnische Nachbarschaft auf einem guten Weg, solange diese Polyphonie beiderseitig anerkannt wird. Sie ist für die Herausgeber „der einzige erfolgreiche Weg zu einem partnerschaftlichen, dialogischen Erinnern“ (36).
{MUN}
Rubrizierung: 2.232.352.612.312.312 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Hans Henning Hahn / Robert Traba (Hrsg.), unter Mitarbeit von Maciej Górny und Kornelia Kończal: Deutsch-Polnische Erinnerungsorte. Band 1: Geteilt/Gemeinsam Paderborn u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39217-deutsch-polnische-erinnerungsorte-band-1-geteiltgemeinsam_42275, veröffentlicht am 07.01.2016. Buch-Nr.: 42275 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken