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Nina Power

Das kollektive politische Subjekt. Aufsätze zur kritischen Philosophie. Übersetzung aus dem Englischen von Jan-Peter Herrmann, David Meienreis und Sarah Ernst

Hamburg: LAIKA Verlag 2015 (LAIKAtheorie); 262 S.; 24,- €; ISBN 978-3-944233-34-5
Nina Powers Anliegen ist ein praktisch informiertes, theoretisches Durchdringen der Frage, „was geschieht, wenn Gruppen sich unter politischen Vorzeichen bilden“ (7), und ob diese tatsächlich handlungsfähig sind. Zur Klärung sucht sie in den neun erstmals in Deutsch veröffentlichten Beiträgen die Auseinandersetzung mit prominenten linken politischen Denkern des 20. und 21. Jahrhunderts – Sartre und Althusser etwa, Agamben und Rancière, Bosteels, Chomsky, Critchley und allen voran Badiou dienen als Gesprächspartner. Unterfüttert werden diese Untersuchungen immer wieder durch Rückgriffe auf das Denken von Ludwig Feuerbach und Karl Marx, womit die eher implizite These zur Geltung kommt, dass die gegenwärtigen Auseinandersetzungen in gewisser Weise die „historische Wiederholung von Debatten [darstellen], die in Deutschland in den 1830er‑ und 1840er‑Jahren“ (7) geführt wurden. Power ist dabei durchaus skeptisch, ob die Philosophie tatsächlich in der Lage ist, etwas zum Verständnis kollektiver politischer Subjektivität beizutragen, und so ist es konsequent, dass sie der Disziplin vorwirft, sich allzu häufig in bloßer „Nabelschau“ (186) zu ergehen. Letztlich verneint Power die Frage, ob es möglich sei, „transhistorische Elemente des politischen Subjekts zu identifizieren“ (189 f.). Dennoch weist sie darauf hin, dass ein Studium der Geschichte von Widerstand und dessen Subjekten durchaus Einblicke gewähre und diese als „Richtlinien für künftige Erfolge dienen [könnten] und nicht nur als leeres Echo gescheiterter Vergangenheiten“ (207). In letzterem Zitat manifestiert sich Powers Anspruch, nicht nur rein wissenschaftlich zu agieren, sondern Theorie als Praxis für (nicht näher spezifizierte) gesellschaftliche Transformationen zu betreiben. Diesem transakademischen Anspruch auch in „Stil und Tonfall“ (7) gerecht zu werden, gelingt ihr jedoch nicht wirklich. So zeugen die Aufsätze zwar allesamt von einer beeindruckenden Belesenheit und Scharfsinnigkeit, der sprachliche Duktus ist aber mitunter sperrig und erschwert den Zugang ebenso wie die Tatsache, dass für eine befriedigende Lektüre eine vertiefte Kenntnis der Werke ihrer Referenzautoren im Grunde unabdingbar ist.
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Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Paul Sörensen, Rezension zu: Nina Power: Das kollektive politische Subjekt. Hamburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39193-das-kollektive-politische-subjekt_47066, veröffentlicht am 17.12.2015. Buch-Nr.: 47066 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken