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Martin Tielke (Hrsg.), in Zusammenarbeit mit Gerd Giesler

Schmitt und Sombart. Der Briefwechsel von Carl Schmitt mit Nicolaus, Corina und Werner Sombart

Berlin: Duncker & Humblot 2015; 263 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-428-14706-9
Carl Schmitt und Nicolaus Sombart, so nah sie sich lange Zeit persönlich standen, verkörperten zwei ganz unterschiedliche Welten. Schmitt, der rechtskonservative politische Kritiker der Weimarer Republik und Befürworter des „starken Staates“, war ein Angehöriger der „Generation Kaiserreich“, Sombart hingegen wurde 1923 in die Weimarer Republik hineingeboren. Beide standen von 1943 bis 1979 in einem regen Briefwechsel. Seine Wurzel hatte dieser Kontakt in der Bekanntschaft Schmitts mit Werner und Corina Sombart, den Eltern von Nicolaus. Der Sohn gewann damit nicht nur früh Kontakt mit der Volkswirtschaftslehre und Soziologie des Vaters, sondern ebenso mit Schmitts staats‑ und völkerrechtlichem Denken. Besonders prägend waren dabei die ausgedehnten Spaziergänge des jungen Sombart mit Schmitt in den Jahren 1938‑42, Nicolaus bezeichnete sie einmal als „die entscheidende Begegnung meines Lebens“ (239). Daraus erwuchs ein Briefwechsel, der vielschichtige Einblicke in das jeweilige Denken und Fühlen gibt. Sprach der eine in der Anrede von „Lieber Nicolaus“, so titulierte der andere „Sehr verehrter, lieber Herr Professor“ (139) – auch noch 1979. Zwar dankte Sombart im Februar 1958 Schmitt noch dafür, ihm die „Chance zu geben, an den Rockschößen Ihres Denkens in die Ewigkeit einzugehen“ (107), es war aber schon 1949 zu einer persönlichen Zäsur in der Verbindung beider gekommen. Im Sommer hatte Sombart Schmitt einen Besuch abgestattet, für den er sich am 16. August bedankte, aber auch anmerkte: Ich bin „traurig, fast unglücklich abgefahren. [...] Ich konnte das Gefühl nicht loswerden, dass Sie mich irgendwie aufgegeben und abgeschrieben haben; dass ich einen Lehrer verloren hätte“ (25). Eine Woche später antwortete Schmitt: „Wie soll ich Dich ‚abschreiben‘, wie Du mit einem hässlichen Wort sagst? Ich stellte fest, dass Du kein Gelehrter geworden bist, sondern ein Schriftsteller; das ist kein Grund zu divorcieren.“ (26) Denn Sombart hatte sich nicht einer klassischen Universitätslaufbahn, sondern „literarischen Ambitionen“ (245) zugewandt. So war er kurzzeitig Lektor beim S. Fischer Verlag und Mitbegründer der „Gruppe 47“, ohne aber je den Durchbruch geschafft zu haben. Die Auseinandersetzung mit Schmitts politischem Denken blieb ihm jedoch ein Thema, besonders nach dessen Tod 1985, wie sich auch durch Veröffentlichungen in Zeitungen zeigte. Den Grundzug all dieser Beiträge hat Sombart am 23. August 1979 in seinem letzten Brief an Schmitt auf den Punkt gebracht: „So bewältigt jeder seine Vergangenheit, mit der entsprechenden Dosis von Nostalgie.“ (140)
{KK}
Rubrizierung: 5.46 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Martin Tielke (Hrsg.), in Zusammenarbeit mit Gerd Giesler: Schmitt und Sombart. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39186-schmitt-und-sombart_47763, veröffentlicht am 10.12.2015. Buch-Nr.: 47763 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken