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Frank Deppe

Der Staat

Köln: PapyRossa Verlag 2015 (Basiswissen. Politik, Geschichte, Ökonomie); 118 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-89438-595-8
Allen Abgesängen zum Trotz ist der Staat der „wichtigste Ordnungsfaktor moderner Gesellschaften und des internationalen Systems“ (87). Diese Diagnose ist Ausgangs‑ und Endpunkt von Frank Deppes knapp gehaltener Studie über den modernen Staat, deren theoretisches Gerüst die materialistische Staatstheorie bildet. Nach einem einleitenden Blick auf die Wurzeln und Vorgeschichte dezidiert moderner Staatlichkeit hält er sich nur kurz bei den kanonischen Definitionen der Mainstream‑Staatstheorien auf, um sodann ein konzises Kapitel zu den staatsbezogenen Überlegungen von Marx und Engels sowie eines zu deren marxistischen Fortführungen und Weiterentwicklungen folgen zu lassen. Einige Aufmerksamkeit wird sodann den Debatten um die Einordnung und Bewertung der wohlfahrtsstaatlichen Transformationen in den liberal‑kapitalistischen Gesellschaften der Nachkriegszeit zuteil. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob angesichts des enormen Ausbaus wohlfahrtsstaatlicher Leistungen tatsächlich noch von einem Klassencharakter des Staates im Sinne der marxistischen Theorien zu sprechen sei. Deppe bejaht dies mit Verweis auf die engen Verflechtungen von Politik und Ökonomie sowie den existenzsichernden Charakter, der den politischen Interventionen mit Blick auf die wachstums‑ und konkurrenzbasierte kapitalistische Wirtschaftsform zu eigen ist. In die Gegenwart gelangt Deppe, indem er in einem abschließenden Kapitel die Relevanz und starke Rolle des Staates auch in der scheinbar post‑staatlichen Ära zu Beginn des 21. Jahrhunderts herausarbeitet. Bei aller Vielfalt, so Deppes Fazit, bleibt „die grundlegende Funktion des Staates in den entwickelten kapitalistischen Gesellschaften die Sicherung der wirtschaftlichen und politischen Ordnung des Privateigentums“ (84) – und der Staat damit zentrales Feld politischer Auseinandersetzungen auch in einer zunehmend entgrenzten Welt. Wie Deppe im Vorwort selbst vermerkt, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, auf knapp 120 Seiten Basiswissen über den Staat und dessen Theorien zu vermitteln. Seinem eigenem Anspruch aber, grundlegende Einblicke in die materialistische Staatstheorie zu eröffnen, wird er kenntnisreich und gut lesbar gerecht. Mit dem zeitdiagnostischen Schlusskapitel vermag er zudem überzeugend zu zeigen, dass Marx auch in der Staatswissenschaft nach wie Aktualität besitzt.
{SÖR}
Rubrizierung: 2.215.41 Empfohlene Zitierweise: Paul Sörensen, Rezension zu: Frank Deppe: Der Staat Köln: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39035-der-staat_47717, veröffentlicht am 29.10.2015. Buch-Nr.: 47717 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken