„Unia ist heute die grösste und stärkste Gewerkschaft der Schweiz.“ (7) Das stellt das aktuelle Führungsduo von Unia, Vania Alleva und Renzo Ambrosetti in der Einleitung klar. Die ersten zehn Jahre der Organisation, die Arbeitnehmer_innen in Industrie, Gewerbe, Bau und privatem Dienstleistungsbereich vertritt, seien somit als Erfolgsgeschichte zu sehen. Als sich 2004 die Gewerkschaften Industrie Gewerbe Dienstleistungen (SMUV), Bau und Industrie (GBI) sowie Verkauf Handel Transport Lebensmittel (VHTL) zusammenschlossen, sei deren unterschiedliche Organisationskultur, der bürokratische Aufwand der Fusion und eventuelle Mitgliederverluste als Risiken gesehen worden, die den heutigen Erfolg nicht selbstverständlich erscheinen ließen, so die Gewerkschaftsführer_innen rückblickend. Der ehemalige Unia‑Präsident Andreas Rieger schreibt, die Schweizer Gewerkschaftslandschaft sei seit 1990 „tiefgehend umgepflügt“ (12) worden. Dies sei durch den Strukturwandel der Wirtschaft auch nötig gewesen. Die Gründung der Unia sei eine der wichtigsten Maßnahmen gewesen, die „eingefrorene Gewerkschaftslandschaft“ (12) aufzubrechen. Der Journalist Ralph Hug beleuchtet das Unia‑Jahrzehnt als Dekade der häufigen Streiks, bis 2013 seien insgesamt 110 Arbeitskämpfe durchgeführt worden, darunter Streiks und Warnstreiks, aber auch Protestpausen, Kurzdemos und ähnliche Aktivitäten. Ein „anhaltend hohes Konfliktniveau“ sorge für ein Ende des Mythos der Schweiz als „Hort harmonischer Sozialpartnerschaft“ (54). Arbeitskämpfe seien in der Schweiz inzwischen zur fast monatlich stattfindenden Normalität geworden, auch wenn das bei einigen Medien noch nicht angekommen sei, wie Hug kritisch anmerkt. Er sieht Streiks als Reaktion auf unzumutbare, oft prekäre Arbeitsbedingungen oder drohende Entlassungen. Dreiviertel der Unia‑Arbeitskämpfe sind laut Hug erfolgreich verlaufen. Daher resümiert er am Ende seines Beitrags: „Streiken wirkt“ (71).