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Konrad Hummel

Demokratie in den Städten. Neuvermessung der Bürgerbeteiligung – Stadtentwicklung und Konversion

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 192 S.; brosch., 24,- €; ISBN 978-3-8487-1785-9
Konrad Hummel greift die Debatte über Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie auf und unternimmt eine Neuvermessung der Demokratielandschaft auf der lokalen Ebene. In zwölf teils analytischen, essayistischen oder dokumentarischen Kapiteln bezieht er sich auf seine jahrzehntelangen Erfahrungen auf dem Gebiet der Bürgerbeteiligung und ‑mobilisierung – sei es als Sozialwissenschaftler, früherer Heimleiter, Gemeinderat oder Sozialdezernent. Am konkreten Beispiel eines breit angelegten Stadtentwicklungsprozesses zur Umwandlung ehemaliger Militärflächen, der „Mannheimer Konversion“, für die Hummel als Beauftragter des Oberbürgermeisters fungiert, zeigt er neue Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung auf. Es geht ihm darum, ein Konzept vorzustellen, „das den Gesamtprozess zum Gegenstand hat, also auch die Veränderung aller Beteiligten und ihrer Rollen einschließt. Bürgerbeteiligung ist ein Stück gestaltete Stadtentwicklung und soll neue Wege eröffnen statt nur Interessen zu vertreten. Solche Beteiligung verändert auch beteiligte Initiativen, Parteien und Verbände selbst.“ (31) Hummel erläutert unter anderem, welche Anforderungen damit an das Verwaltungshandeln verbunden sind. Statt formale Beteiligungsprozesse mit zum Teil kontraproduktiven Kommunikationsstrukturen abzuwickeln, komme es darauf an, Spielräume zu erweitern, unterschiedliche Standpunkte in den Prozess einzubringen, Einzelfalllösungen zu ermöglichen und schließlich „selbst ein kritisches Korrektiv“ (69) zu sein. Dies erfordert vielfältige Lernprozesse im städtischen Miteinander, die Hummel mit dem Begriff der Transitdemokratie benennt, verstanden als Übergangsformen zwischen parlamentarischer und direkter Demokratie. „Am Horizont Mannheims war der ‚Duft einer Transition‘ spürbar“ (83), resümiert Hummel die mit dem dort praktizierten offenen Beteiligungsansatz gemachten Erfahrungen. Vor allem aber zeigen die dargelegten Beispiele und Prozesse Veränderungen im Verhältnis alter und neuer Beteiligungsmuster auf. Sie weisen in die Richtung neuer Netzwerkstrukturen für eine aktive Gestaltung des Gemeinwesens. Insgesamt plädiert Hummel für eine Abkehr einheitlicher, formaler Beteiligungsverfahren; nötig sei nicht ein „‚Mehr vom Gleichen‘, sondern eine Beteiligung, die der urbanen Vielfalt gerecht wird“ (18).
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Rubrizierung: 2.325 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Konrad Hummel: Demokratie in den Städten. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39025-demokratie-in-den-staedten_47222, veröffentlicht am 29.10.2015. Buch-Nr.: 47222 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken