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Andreas Lorenz

Aung San Suu Kyi. Ein Leben für die Freiheit

München: C. H. Beck 2015; 336 S.; geb., 19,95 €; ISBN 978-3-406-67509-6
Andreas Lorenz, langjähriger Asien‑Korrespondent des Spiegel, legt eine Biografie der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi vor, die als Ikone der Freiheits‑ und Demokratiebewegung über Myanmar hinaus bekannt geworden ist. Wie im Verlauf des Buches immer wieder deutlich wird, ging es Suu Kyi in ihrem Leben und Wirken selbst nie darum, als Ikone behandelt zu werden – nichtdestotrotz stellt Lorenz Suu Kyi in eine Reihe mit anderen großen Politikerinnen Asiens, allesamt Töchter bekannter Politiker ihrer Länder. Ihnen sei gemeinsam, dass sie „alle den politischen Ehrgeiz ihrer Väter geerbt hatten und deren Werk vollenden wollten“ (18). Lorenz hat keine persönlichen Gespräche mit Suu Kyi führen können, daher beruht das Buch auf persönlichen Eindrücken von Reisen, auf während seiner Reportertätigkeit gesammelten Impressionen sowie Schilderungen und Berichten von Weggefährten, Gegnern und Kritikern Suu Kyis. Lorenz folgt chronologisch den Stationen ihres bewegten Lebens – von der Kindheit als Tochter eines Nationalhelden und Unabhängigkeitskämpfers, dessen Lebensgeschichte er ebenfalls aufgreift, über ihre Studienzeit in Oxford, ihre Arbeit für die Vereinten Nationen, ihr Familienleben bis zu ihrer Rückkehr nach Myanmar und dem Beginn ihres politischen Engagements. Dem politischen Kontext, der zum Verständnis von Suu Kyis Rolle für ihr Land und dessen Entwicklung von einer britischen Kolonie zur unabhängigen, von wechselnden Militärherrschern gelenkten multiethnischen Union unerlässlich ist, widmet sich Lorenz in eigenen Kapiteln oder wiederkehrenden Einschüben ausführlich. Suu Kyis Entscheidung, während der von Gewalt begleiteten politischen Krise des Landes im Jahr 1988 selbst aktiv zu werden, leitet als Schlüsselmoment den zweiten Teil des Buches ein. Lorenz berichtet von Suu Kyis raschem Aufstieg zum Aushängeschild der Oppositionspartei National League for Democracy, von ihrer Verurteilung zum sechsjährigen Hausarrest, während dem sie ihre berühmten Zaunreden hielt, von ihrer erneuten Festsetzung bis hin zu ihrer endgültigen Freilassung im Jahr 2010. Lorenz‘ Buch, das wird auch im Schlusskapitel deutlich, ist nicht nur die Biografie Suu Kyis, sondern auch ein Bericht über den Versuch der Demokratisierung Myanmars, für den ihr Name international zum Synonym geworden ist. Ob dieser gelingen wird, sei trotz der neuen Freiheiten keineswegs gesichert. Angesichts des Widerstands des Militärs und der wirtschaftlichen Probleme des Landes sei nach Lorenz „die Gefahr groß, dass Aung San Suu Kyi, einmal Präsidentin, an den Problemen ihres Landes scheitern könnte“ (307).
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Rubrizierung: 2.12.68 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Andreas Lorenz: Aung San Suu Kyi. München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39022-aung-san-suu-kyi_47145, veröffentlicht am 29.10.2015. Buch-Nr.: 47145 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken