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Guido Steinberg

Kalifat des Schreckens. IS und die Bedrohung durch den islamistischen Terror

München: Knaur 2015 (Knaur Klartext); 208 S.; 12,99 €; ISBN 978-3-426-78772-4
Der sogenannte Islamische Staat (IS) besetzt seit 2014 regelmäßig die Schlagzeilen, nicht nur in den westlichen Medien. Der IS ist ein Thema in Afghanistan, wo die Terrororganisation den Taliban gegenwärtig medial die Vormachtstellung streitig macht; in Pakistan schwören ehemalige Taliban‑Getreue dem Kalifen al‑Baghdadi Gefolgschaft; Putins Russland sieht sich mit kaukasischen Terroristen konfrontiert, die die schwarze Flagge des IS hochhalten; Al Shabaab in Somalia scheint den Anschluss an den IS zu erwägen und die nigerianische Boko Haram hat schon längst erkannt, dass sich unter der Flagge des neuen Kalifen der Terror international und regional optimieren lässt. Guido Steinberg setzt sich in seiner gut lesbaren – und im Vergleich zu anderen aktuellen Veröffentlichungen zum Thema ansprechend nüchtern verfassten – Darstellung vor allem mit der kurzen Geschichte des IS auseinander und bringt dabei die Dynamik dieses terroristischen Phänomens eindrucksvoll zur Geltung. Seine ersten Schritte hat der IS unter dem Dach von Al Kaida absolviert, trennte sich aber bald von diesem Netzwerk. Mag auch die amerikanische Intervention gegen Saddam Hussein für den IS‑Gründer, den Jordanier al‑Zarqawi, eine günstige Gelegenheit geboten haben, sich gerade im Irak zu etablieren: der Kampf gegen die US‑Truppen war im Rückblick nicht mehr als ein Vehikel, um ideologisch begründet das Kalifat zu errichten, von dem angeblich alle Muslime träumen – zumindest die sunnitisch Rechtgläubigen unter ihnen, denn Schiiten und alle anderen ‚Irregeleiteten‘ wurden und werden ebenso terrorisiert wie die ‚teuflischen Ungläubigen‘ aus dem Westen. Dass der IS eben diesen ‚teuflischen‘ Westen noch geraume Zeit beschäftigen wird, davon ist Steinberg überzeugt: „Auch Europa sollte sich auf Anschläge des IS vorbereiten“ (180), fordert er und hat dazu angesichts der militärischen Erfolge der Islamisten und ihrer aus westlicher Sicht ausgeprägten Irrationalität keine besondere Überzeugungsarbeit zu leisten. Steinberg konstatiert, dass der IS nicht nur um regionale Expansion bemüht sei, es gehe ihm auch um die nachhaltige Einschüchterung westlicher Öffentlichkeiten – wie dies geschehen kann, haben die Attentate etwa in Paris im Januar 2015 demonstriert. Steinbergs Überlegungen zur Bekämpfung des IS sind nachvollziehbar, aber für die politische Entscheidungsebene, die sich nur aus der Entfernung engagieren möchte, sicherlich keine leichte Kost, denn diese Bekämpfung sollte im IS‑Kerngebiet ansetzen: Man müsse Verbündete im Irak finden und die Nachbarländer des Konfliktherdes gegen den IS schützen; schließlich solle man auch die Terroristen im eigenen Land bekämpfen, denn „die Rückkehrer aus Syrien waren schon Anfang 2015 ein Problem für die innere Sicherheit“ (190).
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Rubrizierung: 2.254.412.632.37 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Guido Steinberg: Kalifat des Schreckens. München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38929-kalifat-des-schreckens_47198, veröffentlicht am 01.10.2015. Buch-Nr.: 47198 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken