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Philip Kovce / Birger P. Priddat (Hrsg.)

Die Aufgabe der Bildung. Aussichten der Universität

Marburg: Metropolis-Verlag 2015; 258 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-7316-1047-2
Abreißen? Neu aufbauen? Was soll passieren mit dem Elfenbeinturm Universität? Diese Frage stellen die Herausgeber den beitragenden Autoren. Sie verweisen ausdrücklich darauf, dass der Sammelband nicht auf einer Tagung basiert, die „gefördert wurde, um den Grund für eine derartige Veröffentlichung abzugeben“ (9). Insgesamt 18 Texte sind im Buch versammelt, ausschließlich verfasst von Männern, davon die meisten Professoren. Mit der einleitend versprochenen Vielfalt der Antworten auf die Frage „Quo vadis universitas?“ (9) ist es also nicht ganz so weit her. Aber es finden sich prominente Namen unter den Autoren: Peter Sloterdijk bestreitet in seinem Vierseiter die Existenz einer Wissens‑ oder Informationsgesellschaft. „Was seit der Renaissance permanent entsteht, ist eine multidisziplinäre und multivirtuose Welt mit expandierenden Könnensgrenzen.“ (248) Er fordert eine zeitgemäße Transformation der Universitäten, eine Neueinteilung in disziplinenbasierte Studiengänge und eine Abkehr von der Idee, dass „Lehren und Lernen nichts anderes als das Umfüllen von Wissen aus dem Professorenkoffer in die Studentenkisten sei“ (248). Wichtige Bestandteile seiner „Allgemeinen Disziplinik“ sind neben „Akrobatik“ und „Sophistik“ (249) auch „Sexualpraxiskunde“ und „Gastronomik“ (250). Der Text von Drogerie‑Gründer Götz W. Werner kann mit so viel Fulminanz nicht mithalten. Er und sein Co‑Autor André Presse nennen die „Kameralistik“ (89) als Vorläufer der heutigen Wirtschaftswissenschaften, die einstmals in der Philosophie verortet wurden, und diskutieren sie als theoretische Grundlage des Wirtschaftslebens. Dieses sei heute eine gegenseitige Fremdversorgung, orientiert am Bedürfnis der Mitmenschen. Die Autoren bezweifeln, ob die heutige Ökonomik dafür gerüstet ist, die „zahlreichen auch nicht‑monetären Einflüsse auf unser Leben“ (91) angemessen zu betrachten. Ein Paradigmenwechsel sei nötig, um drängende Fragen zu beantworten: Wie etwa mit der Atmosphäre als weltweites Gemeinschaftsgut umgegangen werden sollte, welches Menschenbild die ökonomische Disziplin vertritt oder ob die menschliche Arbeit als Einkommensquelle nicht ersetzt werden müsste, wenn Maschinen menschliche Arbeiten ersetzen. Implizit mahnt Götz damit auch, dass die Wirtschaftswissenschaften sich fortschrittlichen Ideen wie dem von ihm propagierten bedingungslosen Grundeinkommen öffnen müssten.
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Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Philip Kovce / Birger P. Priddat (Hrsg.): Die Aufgabe der Bildung. Marburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38863-die-aufgabe-der-bildung_46694, veröffentlicht am 17.09.2015. Buch-Nr.: 46694 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken