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Willi Baer / Karl-Heinz Dellwo (Hrsg.)

Thomas Kuczynski zu Karl Marx: Lohn, Preis und Profit

Hamburg: LAIKA Verlag 2015 (Marxist Pocket Books 6); 127 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-944233-30-7
Der kurze Aufsatz „Lohn, Preis, Profit“ – hier mit einer Einleitung von Thomas Kuczynski versehen – sticht aus dem Gesamtwerk von Karl Marx hervor. Es handelt sich dabei nicht um die langsame Entwicklung eines theoretischen Arguments, sondern um eine direkte Intervention in die Gründungsphase der Internationalen Arbeiterassoziation, später bekannt als die Erste Internationale. Marx leitet hier aus seiner Forschung Empfehlungen für das weitere politische Vorgehen ab. In deutlichem Abstand zu seinen eigenen Positionen noch aus der Zeit des Kommunistischen Manifests definiert Marx Lohn nun nicht mehr wie im Alltagsbewusstsein als Preis der Arbeit, sondern als Preis der Arbeitskraft – ein kleiner Unterschied mit großen Auswirkungen: Ebenso wenig wie die monatliche Miete den Wert einer Wohnung darstellt, stellt der Lohn den Wert der Arbeit dar. Vielmehr bestimmt sich der Preis der Ware Arbeitskraft nach dem Quantum der notwendigen gesellschaftlichen Arbeit, um sie zu reproduzieren. Dementsprechend kann es keine Marktwirtschaft geben, bei der nur der Lohn als Preis der Ware Arbeitskraft vom Marktgeschehen ausgenommen ist. Auf dem Markt kaufen Kapitalisten aber nur dann die Ware Arbeitskraft, wenn ihre Vernutzung ihnen Profit einbringt. Profit, so zeigt Marx, ist wiederum aber nur denkbar, wenn die dabei vernutzte Arbeitskraft eben nicht zu dem Äquivalent des Wertes angekauft wird, den sie erzeugt, sondern nur zu dem Preis bezahlt wird, den es kostet, sie zu reproduzieren. Letzterer kann logisch betrachtet aber nur unter dem ersteren liegen: Sind die Lohnkosten auf Dauer höher als der Wert der Produkte, geht der Kapitalist bankrott. Sind die Lohnkosten gleich dem Wert des Produkts, wird der Kapitalist zu einem bloßen Verwalter. Nur wenn die Lohnkosten unter dem Wert des Produkts liegen, kann der Kapitalist seine gesellschaftliche Rolle behalten. In diesem letzten Szenario kann dann aber von gerechtem Lohn keine Rede mehr sein, weil die Arbeiter auf jeden Fall mehr gearbeitet haben, als für ihre eigene Reproduktion notwendig war. ‚Gerechter Lohn‘, das zeigt Marx somit eindrücklich, ist somit also ein Oxymoron, weil ein Lohnsystem prinzipiell eine Ungleichheit und Ungerechtigkeit zwischen Lohnempfänger und Unternehmer voraussetzt. Die Gewerkschaften und die Internationale haben dementsprechend laut Marx nicht für den gerechten Lohn, sondern für eine Abschaffung des Lohnsystems zu kämpfen.
{FG}
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Florian Geisler, Rezension zu: Willi Baer / Karl-Heinz Dellwo (Hrsg.): Thomas Kuczynski zu Karl Marx: Lohn, Preis und Profit Hamburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38857-thomas-kuczynski-zu-karl-marx-lohn-preis-und-profit_47534, veröffentlicht am 10.09.2015. Buch-Nr.: 47534 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken