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Iven Krämer

Die deutschen Seehäfen im Fokus überregionaler Entwicklungspolitik. Eine Folgenabschätzung zum Nationalen Hafenkonzept

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2015 (Maritime Logistik 8); X, 201 S.; geb., 54,95 €; ISBN 978-3-631-66400-1
Wirtschaftswiss. Diss. Bremen; Begutachtung: M. Zachcial. – Historisch betrachtet hat jede Hafenstadt immer nur für sich selbst gesorgt und ihre Anlagen so ausgebaut, wie es die Kunden haben wollten. Aber alles globalisiert sich und heute treten, so hat es Iven Krämer beobachtet, angesichts „einer beständigen Zunahme der Handelsvolumina“ (1) – so die optimistische Einschätzung in Zeiten der weltwirtschaftlichen Dauerkrise – Überlegungen einer gemeinsamen, überregionalen Entwicklungspolitik in den Vordergrund. Zumindest auf dem Papier, wie nach der Lektüre hinzuzufügen ist. Als Beispiele für die Absicht, den weiteren Ausbau der Häfen zu koordinieren, nennt Krämer unter anderem die „Gemeinsame Plattform des Bundes und der Küstenländer zur deutschen Seehafenpolitik“ von 1999 sowie das 2009 von der Bundesregierung beschlossene Nationale Hafenkonzept für die See‑ und Binnenhäfen. Seine Dissertation umfasst eine knappe, konzentrierte Darstellung der institutionellen Ebenen dieser (häufig nur angedachten) Kooperation. Dabei zeigt sich, dass sich die EU eher um die großen Leitlinien kümmert und durch Umweltschutzvorgaben den allzu freien Ausbau von Häfen und Wasserstraßen zumindest erschwert. Darstellung und Bewertung des Nationalen Hafenkonzeptes bieten ebenfalls eine erste Orientierung, deutlich wird dann aber, dass die Bundesländer die wichtigsten Akteure geblieben sind. Die Wiedergabe von deren Grundsätzen und aktueller Politik erfolgt ebenso kursorisch. Das Kapitel über Hamburg deutet allerdings an, was genau hier zu betrachten gewesen wäre: nicht nur die landespolitische Festlegung auf den immer angemessenen Ausbau des Hafens an sich (zu klären wären die Fragen, wer hierfür die Maßstäbe festlegt und wer den Ausbau finanziert), sondern vor allem die umstrittene geplante Elbvertiefung, derentwegen man dieses Buch überhaupt in die Hand genommen hat: Warum will die Hansestadt sie durchsetzen, obwohl sie sich gleichzeitig für eine Koordinierung der Entwicklung von Seehäfen offen zeigt und bei echter Kooperation auf diesen Eingriff in die Natur verzichten könnte? Die Antwort darauf hat Krämer in einem Papier der Hansestadt über den „Hamburger Hafenentwicklungsplan“ gefunden: Eine Kooperation solle „‚den Wettbewerb zwischen den Häfen nicht aufheben. Denn er ist und bleibt unverzichtbare Grundlage und maßgeblicher Treiber von Innovationen und nachhaltigem Wachstum der Häfen und Hafenunternehmen“ (69). Diese anhaltende deutsche Kleinstaaterei könnte durchaus noch einmal mit politikwissenschaftlichem Instrumentarium genauer untersucht werden.
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Rubrizierung: 2.3432.3253.5 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Iven Krämer: Die deutschen Seehäfen im Fokus überregionaler Entwicklungspolitik. Frankfurt a. M. u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38846-die-deutschen-seehaefen-im-fokus-ueberregionaler-entwicklungspolitik_47226, veröffentlicht am 10.09.2015. Buch-Nr.: 47226 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken