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Michèle Roth / Cornelia Ulbert / Tobias Debiel (Hrsg.)

Globale Trends 2015. Perspektiven für die Weltgesellschaft

Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch Verlag 2015; 341 S.; 16,99 €; ISBN 978-3-596-03287-7
„Die Krise“ sei keine Ausnahme, so heißt es im Grußwort von Bundesaußenminister Frank‑Walter Steinmeier, „sondern eine dauernde Begleiterscheinung, vielfach sogar das Produkt der Globalisierung“ (9). Daher haben Mediation und Krisenprävention zentrale Anliegen deutscher Außenpolitik zu sein. Die Notwendigkeit zur „Kooperation in der Weltgesellschaft“ (13) unterstreichen auch die Herausgeberinnen Michèle Roth und Cornelia Ulbert. Weltpolitik und ‑gesellschaft würden zunehmend multipolarer und damit auch „‚chaotischer‘“. 2015 überwiege der Eindruck einer zunehmenden Verantwortungslosigkeit, die durch eine „‚Verantwortungsdiffusion‘“ unter staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren befördert werde. Die Autor_innen, darunter Sozial‑, Rechts‑ und Naturwissenschaftler_innen, zeigen deshalb Perspektiven für eine „verantwortungsvolle Politik“ (13) in einer Welt des Unfriedens, der Ungleichheit und der Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen auf. So verweisen Tobias Debiel und Patricia Rinck auf die „Etablierung einer liberalen Weltfriedensordnung“ (38) bei gleichzeitiger Lähmung nicht‑westlicher Mächte in den 1990er‑Jahren, wobei diese Entwicklung allerdings mit der NATO‑Intervention in den Kosovo 1999 einen „Höhe‑ und Wendepunkt“ (39) erlebt habe. Unter den Umständen einer multipolaren, nicht allein westlich geprägten Weltfriedensordnung bedeute gemeinsame Sicherheit die Interessen des Gegenübers zu berücksichtigen. Der Aufstieg des Islamischen Staats (IS), den Jochen Hippler in einem gelungenen „Schlaglicht“ skizziert, zeigt „wie im Brennglas“ (54), dass die großen Krisen nur im kooperativen Umgang zwischen zentralen Spielern bewältigt werden können. Der Westen solle Initiativen wie jene Brasiliens zur Responsibility while Protecting von 2011, die eine Anwendung formalisierter Regeln auf die Schutzverantwortung angemahnt habe, aufgreifen, um „wichtige liberale Errungenschaften in neuer Interpretation“ (56) zu erhalten. Wichtig sei es also, Brücken der Verständigung zu bauen. Dazu zählt für Niklas Schörnig auch der fortgesetzte Austausch über Rüstungsfragen, selbst „bei deutlich abgekühlten Beziehungen“ (103). Zugleich sei der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in sich „allzu sehr zerstritten“ (89), so Völkerrechtler Christian Tomuschat, als dass er etwa in Streitfragen zur territorialen Neuordnung zwischen zwei Nationen einen friedlichen Ausgleich durchsetzen könne. Nach Christian Scheper können die Stärkung inter‑ und transnationaler Regelungen und die Institutionalisierung (hier: Internationalisierung von Gewerkschaften) weiterhin „Facetten einer Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung“ (288) darstellen. Auch wegen der thematischen Vielfalt und der gelungenen, grafisch illustrierten Analysen sind die „Globalen Trends 2015“ für eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten globaler Verantwortung sehr empfehlenswert.
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Rubrizierung: 4.14.434.414.442.24.34.452.22 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Simon, Rezension zu: Michèle Roth / Cornelia Ulbert / Tobias Debiel (Hrsg.): Globale Trends 2015. Frankfurt a. M.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38833-globale-trends-2015_47539, veröffentlicht am 03.09.2015. Buch-Nr.: 47539 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken