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Maximilian Rapp

Murals in Nordirland. Symbol der ethno-kulturellen Identität und Spiegel des politischen Wandels

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Nomos Universitätsschriften: Politik 190); 282 S.; brosch., 54,- €; ISBN 978-3-8487-1419-3
Politikwiss. Diss. Augsburg; Begutachtung: M. Llanque. – Politisch motivierte Wandmalereien haben in Nordirland eine lange Tradition. Im Konflikt zwischen der nationalistisch‑katholischen und der unionistisch‑protestantischen Bevölkerung zeichneten sie, so Maximilian Rapp, „die politischen Entwicklungen in der Unruheprovinz an Häuserwänden und Mauern“ (33) nach. Die sogenannten Murals gelten als urbanes Phänomen und stehen stellvertretend für „die segregierte und polarisierte Arbeiterschaft beider Seiten in Nordirland“ (36). Rapp analysiert die Murals hinsichtlich der dahinterstehenden Motivationen und ihrer Funktion und fragt unter anderem, inwieweit sie die ethno‑kulturelle Identität und die sozio‑politische Entwicklung widerspiegelten. Er beschreitet einen völlig neuen Weg mit seinen Untersuchungen, die eine ikonologische Bildanalyse beinhalten, wobei er Murals verschiedener Epochen aus dem loyalistischen und dem republikanischen Lager gegenüberstellt. Er weist beispielsweise nach, dass die Murals auf beiden Seiten zu großen Teilen territoriale Grenzziehungen visualisieren sollten. Dies habe sich nicht nur auf Abgrenzungen zum anderen Lager bezogen, sondern auch auf konkurrierende paramilitärische Organisationen der eigenen Seite: „So nutzen Terrorgruppierungen die Murals als eigene territoriale Grenzziehung, um mit aggressiven Schriftzügen oder Bildern zu verdeutlichen, wer die jeweilige Community beherrscht oder z. B. auch, wer den Drogenhandel in diesem Viertel dominiert.“ (129) Mehr als die Hälfte aller Murals wiesen laut Rapp propagandistischen Charakter auf, wobei er Unterschiede zwischen den beiden Lagern feststellt: Während die Republikaner darüber überwiegend politische Forderungen artikulierten, propagierten die Loyalisten überwiegend „militärisch‑mobilisierende Botschaften“ (246). An einem 1996/1997 entstandenen Loyalisten‑Mural in Londonderry zeigt Rapp beispielhaft, wie „sich die Loyalisten weiter auf aggressive, paramilitärische Abbildungen [fokussierten], um den Radikalisierungsprozess trotz der Friedensverhandlungen voranzutreiben“ (196). Äußerst eindrucksvoll ergänzt sich der Blick auf die Geschichte des Nordirlandkonflikts durch Rapps gründliche und erkenntnisreiche Studie über die Murals als „einzigartige Form der Identitätsäußerung“ (258).
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Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Maximilian Rapp: Murals in Nordirland. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38812-murals-in-nordirland_46623, veröffentlicht am 03.09.2015. Buch-Nr.: 46623 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken