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Alberto Acosta

Buen Vivir. Vom Recht auf ein gutes Leben. Aus dem Spanischen von Birte Pedersen

München: oekom verlag 2015; 220 S.; 16,95 €; ISBN 978-3-86581-705-1
Vorstellungen vom ‚guten Leben‘ finden sich in vielen Regionen und Kulturen, doch haben insbesondere die weltanschaulichen Ideen der indigenen Gemeinschaften Lateinamerikas in den vergangenen Jahren in der Diskussion über soziale und ökologische Nachhaltigkeit Aufmerksamkeit erlangt. Einige der mit dem Begriff des Buen Vivir bezeichneten Ideen wie beispielsweise die Anerkennung der Rechte der Natur oder ein Grundrecht auf Wasser wurden 2008 in der Verfassung Ecuadors verankert. Als Präsident der Verfassungsgebenden Versammlung war Alberto Acosta maßgeblich an diesem Prozess beteiligt. Mit seinem Buch, das inzwischen in mehreren Sprachen erschienen ist, möchte der Professor für Ökonomie die Grundgedanken und zahlreichen Facetten dieses ganzheitlichen Lebenskonzepts vorstellen und dafür werben. Wichtig ist ihm dabei zu vermitteln, dass das gute Leben „nicht einfach ein Vorschlag für eine alternative Entwicklung, sondern eine Alternative zur Entwicklung [ist]? (22). Es gehe nicht darum, auf technische Lösungen zu setzen, vielmehr müsse das westliche Entwicklungsmodell überwunden und die Welt „politisch neu gedacht? (35) werden. Wie das – unter der Grundvoraussetzung von Demokratie und Menschenrechten – aussehen könnte, erörtert Acosta in den einzelnen Kapiteln relativ allgemein und undogmatisch. Dabei nimmt er immer wieder Bezug auf Entwicklungen und Erfahrungen in Ecuador und Bolivien, etwa in seinen Ausführungen über den Aufbau eines plurinationalen Staates als Grundlage für „eine Demokratie mit Bestand? (133). Auch stellt der Autor klar, dass das Buen Vivir kein ausgearbeitetes Konzept ist, sondern als Lebensphilosophie und Vision verstanden werden muss, als Chance für die Verwirklichung kollektiver Lebensformen und einer auf Suffizienz und Solidarität basierenden Wirtschaft. „Es wird Zeit brauchen“, so Acosta, „die herrschenden Ansichten zu überwinden […]. Dies muss ‚auf dem Weg? geschehen: indem neues gelernt und gleichzeitig das Lernen selbst neu gelernt wird.? (196) Hierfür halte das Buen Vivir – und darin liege sein wahrer Beitrag – ein breites Feld für Dialogmöglichkeiten und Reflexionen bereit.
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Rubrizierung: 2.22.652.2614.454.444.42 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Alberto Acosta: Buen Vivir. München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38795-buen-vivir_47033, veröffentlicht am 27.08.2015. Buch-Nr.: 47033 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken