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Peter Glotz

Das Gespräch ist die Seele der Demokratie. Beiträge zur Kommunikations-, Medien- und Kulturpolitik. Hrsg. von Wolfgang R. Langenbucher und Hans Wagner

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (ex libris kommunikation, Neue Folge 15); 495 S.; brosch., 79,- €; ISBN 978-3-8487-1557-2
Der 2005 verstorbene SPD‑Politiker, Kommunikationswissenschaftler und Autor Peter Glotz hätte im Jahr 2014 seinen 75. Geburtstag begangen. Zu diesem Anlass geben seine Weggefährten Wolfgang R. Langenbucher und Hans Wagner eine Auswahl seiner bereits veröffentlichten kommunikationswissenschaftlichen Texte und Rundfunkbeiträge heraus. Der Titel des Bandes gibt dabei die Leitlinie vor: „Mit diesem Satz markierte Peter Glotz, schon im klaren Wissen um das nahe Ende seines Lebens, sowohl seine politische wie seine wissenschaftliche Position.“ (7) Seine Herkunft als Kommunikationswissenschaftler floss dementsprechend auch in seine politische Tätigkeit ein, wie Michael Meyen einführend darstellt – „angefangen bei den Themengebieten, die er bearbeitete (Hochschule und Medien), über Weltbild und Terminologie […] bis hin zum tief verwurzelten Glauben an den Wert sozialwissenschaftlicher Forschung“ (39). So schätzte er etwa die Krise des deutschen Parteiensystems in den 1990er‑Jahren als Kommunikationskrise ein. Parteiangehörige seien zu sehr in ihrer Binnenkommunikation gefangen und entfernten sich dabei immer mehr von den Bürgern, die sie eigentlich vertreten sollen. Schuld daran sei unter anderem die Parteistruktur; der Aufstieg innerhalb einer Partei sei nur durch eine starke Orientierung an interner Kommunikation möglich, eine Orientierung am Volkswillen spiele dabei keine, wenn nicht sogar eine hinderliche Rolle. Als Ausgleich werde der Spitzenkandidat als öffentlicher „Hauptdarsteller“ aufgebaut – eine weitere Fehlentwicklung, so Glotz: „So wird die Verkapselung in Binnenkommunikation kompensiert durch Spitzenfiguren, die mit autoritären Kraftakten die demokratische Meinungsbildung ihrer Partei konterkarieren. Wie dabei eine sachgerechte Reform der Renten‑ oder der Krankenversicherung herauskommen soll, ist eine offene Frage.“ (70) Als Ausweg schlägt er eine Stärkung direktdemokratischer Elemente vor sowie unter Einbeziehung des Internets die Schaffung virtueller Ortsvereine. Sowohl die Diagnose der Problematik als auch die Überlegungen zu ihrer Bewältigung haben auch fast zwanzig Jahre später kaum etwas von ihrer Aktualität eingebüßt.
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Rubrizierung: 2.3 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Peter Glotz: Das Gespräch ist die Seele der Demokratie. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38784-das-gespraech-ist-die-seele-der-demokratie_46490, veröffentlicht am 27.08.2015. Buch-Nr.: 46490 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken