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Marco Walter

Nützliche Feindschaft? Existenzbedingungen demokratischer Imperien – Rom und USA

Paderborn: Ferdinand Schöningh 2015; 210 S.; 32,90 €; ISBN 978-3-506-78092-8
Diss. HU Berlin; Begutachtung: H. Münkler, W. Nippel. – „Imperiale Herrschaft ist Alleinherrschaft.“ (11) Jedes Imperium, so das gängige Bild, bricht langfristig an seiner Machtausdehnung zusammen, da sich die internen Machtstrukturen immer mehr in den Händen Einzelner konzentrieren und zum Niedergang führen. Marco Walter, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sonderforschungsbereich „Transformation der Antike“ an der HU Berlin, fragt daher, was die USA aus der Geschichte des Römischen Reiches lernen können. Ziel der Arbeit ist, entsprechende Strategien aus der Geschichte zu isolieren, mit denen die USA ihrem oftmals schon ausgerufenen Niedergang entgegentreten können. Bezugspunkt ist hierbei die römische Republik mit ihren republikanischen (hier deckungsgleich mit demokratischen) Institutionen. Im ersten Kapitel entwickelt Walter die zentrale Analysekategorie seines Vergleiches: Der Begriff des Imperiums ist „als ein politisches Ordnungsmodell zu definieren, in dem die zentrale politische Einheit eine dermaßen dominante Stellung innehat, dass sie in dieser weder von einem Akteur außerhalb ihres Einflussgebiets noch von einer Koalition der ihr untergebenen Subeinheiten noch auch von einer Koalition von Kräften diesseits und jenseits der Grenze ernsthaft gefährdet werden kann“ (49). Im zweiten Abschnitt seiner Arbeit widmet er sich den Gründen für den Niedergang, den er als „doppeltes Dekadenzproblem“ bezeichnet und anhand des römischen Beispiels illustriert. Die republikanische Ordnung genügte ebenso wenig wie die demokratischen Institutionen für den Fortbestand des Imperiums, da neue rivalisierende Machtzentren entstanden. Der Autor taucht dabei tief in antike Dekadenzdiskurse ein und erörtert zeitgenössische Strategien zur Rettung der Republik, die sich aber nicht durchsetzen konnten. Doch sind Republik und Imperium zwangsläufig ein Widerspruch? Im letzten Abschnitt seiner Arbeit greift er eine dieser Strategien wieder auf: Das Zusammengehen von Imperium und Demokratie durch eine äußere Bedrohung. Diese könne zur inneren Stabilisierung beitragen, da „im Vergleich mit anderen politischen Akteuren und Ordnungsmodellen die Chancen eines Imperiums am größten sind, aus einer äußeren Gefahr den im Feindtheorem behaupteten Nutzen zu ziehen“ (180). Auch daher, so sein Fazit, hat sich die demokratische Ordnung in den USA bewährt. Allerdings besteht langfristig die Gefahr, „dass die Kompetenzen der Exekutive derart ausgeweitet werden, dass sie ihrerseits die Machtbalance auszuhebeln droht“ (181). Das liest sich interessant, auch wenn letztlich der Vergleich nicht vollständig überzeugen kann: Dafür sind die Unterschiede zwischen den USA und der römischen Republik einfach zu groß.
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Rubrizierung: 4.1 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Marco Walter: Nützliche Feindschaft? Paderborn: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38780-nuetzliche-feindschaft_47308, veröffentlicht am 20.08.2015. Buch-Nr.: 47308 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken