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Horst Möller

Franz Josef Strauß. Herrscher und Rebell

München u. a.: Piper 2015; 829 S.; geb., 39,99 €; ISBN 978-3-492-05640-3
Horst Möller will mit seiner geschichtswissenschaftlichen, erstmals die wichtigsten gedruckten Quellen und zahlreiche Archivalien systematisch heranziehenden Biografie einem lange monierten „Desiderat der Forschung“ (9) abhelfen. Dazu spannt er einen weiten Bogen über sämtliche bedeutsamen Stationen der mehr als vier Jahrzehnte währenden Politikerkarriere der CSU‑Lichtgestalt Franz Josef Strauß. Persönlich‑Privates will der Autor nicht boulevardesk aus der „Schlüssellochperspektive“ thematisieren, sondern nur, „sofern es den Menschen und Politiker anschaulicher macht.“ Strauß zähle „zu den Problemfällen der politischen Urteilsbildung“ (19), erschwere doch seine „bis heute anhaltende Umstrittenheit, die heftige Polemik auf sich zog“ (20), eine sachlich‑ausgewogene Antwort auf die Frage nach der historischen Größe – diese Antwort setzt sich Möller zum Ziel der voluminösen Abhandlung. Das Buch ist chronologisch aufgebaut. Zunächst wird die Herkunft des gebürtigen Münchners Strauß differenziert beleuchtet, der als Sohn eines Metzgermeisters eine „in materieller Hinsicht harte Kindheit und Jugend“ (23) verbrachte und sich als Gymnasiast und Student mit Fleiß, Ehrgeiz und herausragenden Geistesgaben aus dem handwerklichen Milieu seiner Familie emporarbeitete. Den diversen Skandalen und Affären von „Starfighter“ über „Fibag“ bis „Spiegel“, in die Strauß als relativ junger Bundesminister verwickelt war, widmet Möller ein eigenes Kapitel. Neben populären Deutungen wie Finanzminister Strauß‘ kongenialer Kooperation mit SPD‑Wirtschaftsminister Karl Schiller in der ersten Großen Koalition greift Möller auch weniger breitgetretene Aspekte auf, etwa das von wechselseitiger Antipathie geprägte Verhältnis von Strauß zu den Linksintellektuellen und seine subtile Rivalität mit dem beneideten Außenamtschef Genscher. Das Anbahnen und Scheitern der Kanzlerkandidatur 1980 wie auch den privaten Schicksalsschlag des Unfalltods von Ehefrau Marianne 1984 hingegen handelt er vergleichsweise knapp ab. Kritik, so beschließt Möller die trotz der epischen Länge gut lesbare Studie, „ändert nichts am singulären Rang von Franz Josef Strauß“ (726), wie das in seiner bayerischen Heimat inszenierte, „monarchisch anmutende Zeremoniell“ nach seinem plötzlichen Tod ein letztes Mal gezeigt habe: „Für keinen König konnte es großartigere Trauerfeierlichkeiten geben.“ (725)
{HEI}
Rubrizierung: 2.32.3312.3132.3252.3212.322 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Horst Möller: Franz Josef Strauß. München u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38755-franz-josef-strauss_47405, veröffentlicht am 13.08.2015. Buch-Nr.: 47405 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken