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Hinnerk Bruhns

Max Webers historische Sozialökonomie/L'économie de Max Weber entre histoire et sociologie

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2014 (Kultur- und sozialwissenschaftliche Studien 11); XXV, 272 S.; 54,- €; ISBN 978-3-447-10309-1
Der Band versammelt in drei Kapiteln – die Stadt, Geschichte und Ökonomie sowie Weberlektüren und Weberleser – dreizehn Aufsätze in deutscher und französischer Sprache des insbesondere auf dem Gebiet der Stadt‑ und Wirtschaftsgeschichte ausgewiesenen Weberkenners Hinnerk Bruhns. Bereits der Titel macht deutlich, dass Übertragungen in eine andere Wissenschaftskultur eine schiefe Perspektive ergeben. Denn die historische Nationalökonomie, der die Werke Max Webers ideengeschichtlich entstammen, wie auch der Begriff der Sozialökonomik meinen etwas anderes als das zusammengesetzte „economie entre histoire et sociologie“. Die wirklich reichen und in jeder Hinsicht lesenswerten Beiträge Bruhns tangiert das natürlich nur am Rande. Verdienstvoll ist vor allem die Tatsache, dass die doch oft verstreut publizierten Arbeiten jetzt zwischen zwei Buchdeckeln vorliegen und für die Weber‑Interessierten ist es besonders reizvoll, die stadtsoziologischen, wirtschaftshistorischen und begriffskritischen Arbeiten des Autors im Zusammenhang studieren zu können. Der dritte Abschnitt, der in vier Aufsätzen auf die Rezeptionsgeschichte Max Webers bei so unterschiedlichen seiner Exegeten wie Christian Meier, Wilhelm Hennis und Fernand Braudel eingeht, bietet eine ganze Reihe überraschend neuer Einsichten und Perspektiven auf Werk und Person. Der unbefangenere Umgang des Historikers mit dem Werk Max Webers und dazu die deutsch‑französische Vergleichsperspektive erlauben mit Abstand von der etablierten „Weberei“ eine frischere Sicht der Dinge. Interessant ist dies vor allem hinsichtlich der notwendigen Korrekturen an Webers Sozialökonomik mit Blick auf die Ergebnisse der gegenwärtigen geschichtswissenschaftlichen Einzelforschung. Deutlich wird jedenfalls, in welchem Ausmaß Max Webers sozialökonomische Arbeiten auch heute noch geeignet erscheinen, unseren Blick auf das geschichtliche Gewordensein unserer eigenen Gegenwart zu erhellen. Webers Verständnis von Wissenschaft als „Arbeit am Begriff“, der in den „Grundbegriffen“ seinen Niederschlag gefunden hat, vermag weiterhin eine an idealtypischen Methoden orientierte Geschichtswissenschaft zu beflügeln.
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Rubrizierung: 5.46 Empfohlene Zitierweise: Georg Kamphausen, Rezension zu: Hinnerk Bruhns: Max Webers historische Sozialökonomie/L'économie de Max Weber entre histoire et sociologie Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38743-max-webers-historische-sozialoekonomielconomie-de-max-weber-entre-histoire-et-sociologie_47007, veröffentlicht am 13.08.2015. Buch-Nr.: 47007 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken