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Alice Engl

Zusammenhalt und Vielfalt in Europas Grenzregionen. Der Europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit in normativer und praktischer Dimension

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Schriftenreihe der Europäischen Akademie Bozen. Bereich "Minderheiten und Autonomien" 27); 421 S.; brosch., 79,- €; ISBN 978-3-8487-1485-8
Diss. Innsbruck; Begutachtung: F. Karlhofer, G. Pallaver. – Die territoriale Zusammenarbeit zwischen lokalen und regionalen Gebietskörperschaften steht im Blickpunkt der Betrachtung von Alice Engl. Dabei interessiert sie, inwiefern diese Kooperation einerseits den Zusammenhalt fördern und andererseits die Vielfalt bewahren kann. Konkret nimmt sie das 2006 vom Europäischen Parlament ins Leben gerufene EU‑Instrument zur Unterstützung der territorialen Zusammenarbeit zwischen Körperschaften aus unterschiedlichen Staaten in den Blick: den Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ). Er wurde geschaffen, um die grenzüberschreitende, transnationale und interregionale Kooperation zwischen den Mitgliedstaaten sowie deren regionalen und lokalen Behörden zu erleichtern. Die Autorin untersucht die Entstehung und die Umsetzung des Instruments am Beispiel der EVTZ Eurométropole Lille‑Kortrijk‑Tournai (Frankreich–Belgien), der EVTZ Ister‑Granum (Ungarn‑Slowakei), der EVTZ Euroregion Pyrénées‑Méditerannée (Spanien‑Frankreich) und der EVTZ Europaregion Tirol‑Südtirol‑Trentino (Österreich‑Italien). Die Analyse lässt deutliche Unterschiede zwischen den untersuchten Fällen erkennen. Allein die Eurométropole Lille‑Kortrijk‑Tournai weise Merkmale territorialer Integration auf, also des Übergangs von einer personenabhängigen zu einer institutionalisierten, akteursübergreifenden Zusammenarbeit sowie neue Formen der Kooperation, schreibt Engl. Bei den weiteren Beispielen bleibe die territoriale Zusammenarbeit im Rahmen der EVTZ „nach wie vor entfernt von einem integrierten und kohäsiven Handlungsraum“ (398), der organisatorische Aufbau dieser EVTZ, die Beteiligung der Bürger_innen beziehungsweise die Interaktion zwischen ihnen und der EVTZ sei in allen betrachteten Fällen ausbaufähig. Die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten, der ethnischen und sprachlichen Vielfalt in Europas Grenzregionen sowie die Einbeziehung diverser Akteure seien Voraussetzungen für eine Vertiefung der territorialen Integration. Insgesamt sei deutlich geworden, dass das Instrument EVTZ zwar „ein zusätzliches institutionelles und technokratisches Spektrum an Möglichkeiten [bietet], um die Zusammenarbeit zwischen Körperschaften aus unterschiedlichen Staaten zu vertiefen“ (399). Für eine wirksame Kohäsion müsse die Bevölkerung jedoch stärker in diese Strukturen eingebunden und mobilisiert werden, damit die Kooperation wirklich gelebt werden und ein integrierter und kohäsiver Handlungsraum entstehen könne.
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Rubrizierung: 3.5 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Alice Engl: Zusammenhalt und Vielfalt in Europas Grenzregionen. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38737-zusammenhalt-und-vielfalt-in-europas-grenzregionen_46480, veröffentlicht am 13.08.2015. Buch-Nr.: 46480 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken