"In diesem Buch steht Erforscht-Geschichtliches, belegt durch Archivmaterialien, neben Geschichten, Anekdoten, Gedankensplittern, Erinnerungsfetzen und Versuchen (‘Essays’) über das deutsch-jüdisch-israelische Verhältnis nach dem millionenfachen Judenmord." (7) Wolffsohn präsentiert engagiert und gewohnt selbstbewußt, aber nicht aufdringlich, seine Innen- und Außenansichten des deutsch-jüdischen Verhältnisses seit 1945. Er zeigt vor allem die Widersprüchlichkeiten in dieser Beziehung z. B. bezogen auf den Zentralrat der Juden in Deutschland, der "im Sinne der deutschen Verbandsdemokratie" (55) in die Zuständigkeit für Israel und Nahost gedrängt wird, was letztendlich zu unzulässigen Verallgemeinerungen führen muß. Die Forderung nach einem differenzierten Bild der Juden in Deutschland durchzieht als roter Faden die Darstellung. Wolffsohn selbst sieht sich als deutscher Jude, eine Lebenseinstellung, die für das von ihm kritisierte Schubladendenken äußerst problematisch ist. Fehlurteile und Anfeindungen von "deutscher" als auch von "jüdischer" oder "israelischer" Seite bleiben dabei nicht aus. Durch die Verbindung von historisch-politischer Forschung und persönlichem Erleben ist das Buch nicht nur anregend zu lesen, sondern transportiert auch glaubwürdig und nachvollziehbar das Ergebnis der Analyse: "Der andere ist anders. Er ist wie Du." (241) Inhalt: I. Scheinheiligkeiten; II. Dasein ohne Sein: 1. Überlebende, Rückwanderer, Ostjuden: Woher sie kommen; 2. Der jüdische Kaufmann: was sie beruflich machen; 3. "Juden sind immer links": Was sie politisch denken; 4. Juden ohne Judentum: Wie religiös sie sind; 5. Von Galinski bis Bubis: Wer sie führt; 6. Ewige Antisemiten? Nichtjuden und Juden in Deutschland; 7. Ohne jüdische Nobelpreisträger: Kultur und Wissenschaft; 8. Jüdische Absurdität und der Absurde Mensch. III. Juden in der "antifaschistischen" DDR: 1. Vor Gründung des "Arbeiter- und Bauernstaates"; 2. Die DDR ohne Antisemitismus?; 3. Die DDR nach der DDR. IV. Israel und die Juden in Deutschland: 1. Die Besatzungszeit; 2. Die Bundesrepublik Deutschland; 3. Gehören Deutschlands Juden nach Israel?; 4. Israel und die Diaspora. V. An den Rand notiert: Gedankensplitter und Erinnerungsfetzen. VI. Wie normal ist heute jüdisches Leben in Deutschland?: Schlußbetrachtung.