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Amer Nizar Ghrawi

An Elusive Hope. State Reform in Syria, 2000-2007

Berlin: Klaus Schwarz Verlag 2015 (Studien zum Modernen Orient 27); 381 S.; pb., 39,80 €; ISBN 978-3-87997-444-3
Diss. Potsdam. – Amer Nizar Ghrawi zeichnet die von Baschar al‑Assad während seiner ersten Amtszeit als Präsident von 2000 bis 2007 durchgeführten ökonomischen, politischen und Verwaltungsreformen in Syrien nach und erklärt, welche – letztendlich fehlgeleiteten – Hoffnungen sie in der Bevölkerung sowie bei westlichen Beobachtern hervorriefen. Dazu gehörte vor allem die Hoffnung auf wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt im Zuge eines größer angelegten Staatsreformprozesses, auf mehr politische Teilhabe, bessere öffentliche Verwaltungsstrukturen und Dienstleistungen sowie auf ein Ende der endemischen Korruption. In der Analyse der Reformen und ihrer Wirkungen nimmt der Autor sowohl innenpolitische Faktoren als auch die regionale Geopolitik in den Blick. Kurz zusammengefasst kommt er zu dem Ergebnis, dass die politische Führung des Landes mit den eingeführten Reformen vor allem eine Stabilisierung der internen Machtverhältnisse erreichen wollte, während andere einflussreiche Gruppierungen innerhalb des syrischen Staates – etwa dem Regime nahestehende privatwirtschaftliche Akteure oder Funktionäre der Ba‘ath‑Partei – den Reformprozess blockierten, da sie ihre Interessen potenziell gefährdet sahen. Externe regionale Akteure wirkten laut Ghrawi ebenfalls negativ auf den innersyrischen Reformprozess ein, da etwa die Bestrafungspolitik der internationalen Gemeinschaft gegenüber dem Regime Assad den Reformprozess verlangsamte und einschränkte. Ghrawis Arbeit basiert auf einer qualitativen Analyse relevanter nationaler und internationaler Strategiepapiere und einer Aufarbeitung der vorhandenen Sekundärliteratur zu Staatsreformprozessen in autokratisch verfassten Entwicklungsländern. Darüber hinaus hat der Autor mehrere Interviews mit syrischen Staatsbeamten und Wissenschaftlern, mit Repräsentanten der Privatwirtschaft und internationaler Organisationen sowie mit Vertretern der allgemeinen syrischen Öffentlichkeit geführt. Folgt man dem Autor, so kann die Periode von 2000 bis 2007 im Rückblick vieles dessen erklären, was sich ab 2011 in der syrischen Variante des Arabischen Frühlings zunächst in Homs und Dara’a, später auch in Damaskus, Aleppo und anderswo zutrug. Ghrawi formuliert sogar die These, dass die – weitgehend zurückgenommenen – Reformen der frühen 2000er‑Jahre Baschar al‑Assads letzte (und nicht genutzte) Möglichkeit waren, das heutige Chaos in Syrien zu verhindern.
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Rubrizierung: 2.632.212.224.222.25 Empfohlene Zitierweise: Christiane J. Fröhlich, Rezension zu: Amer Nizar Ghrawi: An Elusive Hope. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38618-an-elusive-hope_46722, veröffentlicht am 09.07.2015. Buch-Nr.: 46722 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken