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Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (Hrsg.)

Forschung im Queerformat. Aktuelle Beiträge der LSBTI*-, Queer- und Geschlechterforschung

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (Queer Studies 6); 308 S.; kart., 24,99 €; ISBN 978-3-8376-2702-2
„Nichts hat das Leben von homosexuellen, […] bisexuellen und trans‑ und intergeschlechtlichen Menschen im 20. Jahrhundert so geprägt wie die Erfahrung der Rechtlosigkeit“ (30), stellt Klaus Mueller fest. Die Gleichstellung, etwa in der Frage einer Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen, wird von den Autor_innen in diesem Sammelband im Rahmen der Queer Studies thematisiert. Dabei handelt es sich um eine interdisziplinäre Forschungsrichtung, in der „soziale Prozesse, Mechanismen und bestehende Machtverhältnisse, die sexuelle und geschlechtliche Identitäten konstruieren, analysiert und kritisch hinterfragt“ (11) werden. Mueller führt in seinem Überblick über die Menschenrechtslage weiter aus, dass fehlende Rechtsgleichheit soziale Diskriminierung befördere und besonders die politische Führung in Deutschland dazu weitere Anstrengungen unternehmen müsse: „Außenpolitisch hat sich eine wertvolle Arbeit, auch innerhalb der Europäischen Union, entwickelt, innenpolitisch muss das Bundesverfassungsgericht die Bundesregierung immer wieder zur Umsetzung verfassungsrechtlich garantierter Rechtsgleichheit ‚verurteilen‘.“ (31) Einen anderen Weg zum Abbau von Diskriminierung zeigt Stefan Timmermanns in seinem Beitrag über Bildungsarbeit auf. Neben gut durchdachte Aufklärungsprojekte gehören dazu auch die Thematisierung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Unterricht sowie ein Schulleitbild, was Mobbing und Diskriminierung verbietet. Angesetzt werden sollte allerdings noch früher: „Da der Umgang mit Diskriminierung an einer Schule letztlich und maßgeblich von der Haltung der Lehrenden abhängt, wird klar, wie zentral eine Aus‑ und Fortbildung des pädagogischen Personals ist.“ (301) Jutta Hartmann untersucht die Lebenswirklichkeit queerer Familien, die häufig schon bei deren Gründung von Diskriminierung geprägt sei. Elternschaft werde „mehr oder weniger explizit immer wieder als heterosexuelles Geschlechterarrangement verstanden und eingeklagt“ (217). Die Autorin legt anhand verschiedener Studien dar, dass für funktionierende Familien weder Geschlecht noch Sexualität bestimmend sind, sondern die Qualität der Beziehungen. „Unzweifelhaft machen queere Familien […] deutlich, dass die familiale Ordnung nicht eine von Natur aus gegebene ist, sondern eine sozial hergestellte – und kulturelle Ordnungen sind veränderbar.“ (229)
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Rubrizierung: 2.362.352.3122.3132.315 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (Hrsg.): Forschung im Queerformat. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38617-forschung-im-queerformat_46636, veröffentlicht am 09.07.2015. Buch-Nr.: 46636 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken