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Astrid Strack

Intergenerationelle Gerechtigkeit. Rechtsphilosophische Begründungen mit einer Anwendung auf die bundesdeutsche Staatsverschuldung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Studien zur Rechtsphilosophie und Rechtstheorie 63); 432 S.; 109,- €; ISBN 978-3-8487-1537-4
Rechtswiss. Diss. Göttingen; Begutachtung: D. von der Pfordten, A. Paulus. – Dass sich politisches Handeln immer auch auf künftige Generationen auswirkt und somit auf Menschen, die keine Möglichkeit haben, solche politischen Entscheidungen mitzugestalten, ist eine Tatsache gesellschaftlichen Zusammenlebens. Mit diesem Umstand im Hinterkopf ist es jedoch angebracht, darüber nachzudenken, unter welchen Bedingungen sich dieses besondere Verhältnis rechtfertigen lässt. Astrid Strack legt eine ausführliche Studie darüber vor, wie sich politische Gerechtigkeit zwischen Generationen begreifen lässt. Sie erkennt dabei eine der Grundvoraussetzungen dieser Frage an, nämlich die Tatsache, dass eine Generation ihre Nachwelt beeinflussen kann, jedoch nicht umgekehrt. Zunächst werden die Begriffe Generation und Gerechtigkeit dekonstruiert, um jenseits eines trivialen Verständnisses dieser Begriffe ein belastbares Untersuchungsmuster zu erstellen. Die unterschiedlichen Bestandteile von Gerechtigkeit erklärt die Autorin mit Bezug auf Klassiker wie Hume oder Rawls. Als Anwendungsbeispiel bezieht sie sich auf die Regelung zur Staatsverschuldung im Grundgesetz, wobei sie auch für dieses Thema einen ausführlichen Hintergrund verschiedener ökonomischer Theorien zur Staatsverschuldung liefert. Strack kommt dabei insgesamt zu dem Ergebnis, dass sowohl die ursprüngliche Regelung zur Staatsverschuldung als auch die derzeit gültige Version der Schuldenbremse einer gerechten Lastenverteilung zwischen den Generationen entsprechen. Für die Regelung, die zwischen 1969 und 2009 galt, trifft dies hingegen vor allem deshalb nicht zu, so die Autorin, weil der vermeintliche Ausnahmefall einer Störung des wirtschaftlichen Gleichgewichts häufig festgestellt wurde, um eine höhere Neuverschuldung zu begründen. Während die Abschnitte zum Anwendungsbeispiel recht kompakt formuliert sind, räumt Strack den rechtsphilosophischen Ausführungen deutlich mehr Raum ein, wobei sie sich in einem Detailreichtum ergeht, der für einige Leser_innen ermüdend sein kann. Nicht zu bestreiten ist jedoch, dass sie die Vielzahl an Theorien zu einer guten Synthese führt und somit Raum für Anschlussdiskussionen zu anderen intergenerationell relevanten Themen eröffnet.
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Rubrizierung: 2.322.32.355.445.45 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Astrid Strack: Intergenerationelle Gerechtigkeit. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38605-intergenerationelle-gerechtigkeit_47003, veröffentlicht am 02.07.2015. Buch-Nr.: 47003 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken