Skip to main content
Mariana Mazzucato

Das Kapital des Staates. Eine andere Geschichte von Innovation und Wachstum. Aus dem Englischen von Ursel Schäfer

München: Verlag Antje Kunstmann 2013; 303 S.; 22,95 €; ISBN 978-3-95614-000-6
Dem neoliberalen Paradigma zufolge soll sich der Staat auf eine passive Rolle beschränken und lediglich die Rahmenbedingungen für freiere Märkte setzen, die Infrastruktur für sie schaffen und gegebenenfalls Marktversagen kompensieren – der „schlanke Staat“ als Garant für ein florierendes Unternehmertum und für Innovationen. In ihrer Streitschrift entzaubert die Ökonomin Mariana Mazzucato den Mythos vom innovativen Markt. Anhand der Pharma‑, Nanotechnik‑ und IT‑Branchen belegt Mazzucato, dass sich der Staat keineswegs auf die Rolle des passiven Verwalters beschränkt, sondern vielmehr ein aktiver Akteur des Marktgeschehens ist, der in Grundlagenforschung investiert und Basisinnovationen fördert. Die Rolle des Staates werde nicht nur unterschätzt, sondern willentlich kleingeredet. Umgekehrt seien sogenannte Venture‑Capitalists keineswegs so risikofreudig wie behauptet, sondern stiegen vorzugsweise erst dann ins Geschäft ein, wenn Produkte bereits kurz vor der Marktreife stünden. Als Exempel dient Mazzucato ausgerechnet das Unternehmen Apple, dessen erfolgreichste Produkte wie IPod, IPhone und IPad nur dank Erfindungen wie etwa die Halbleitertechnik, Multi‑Touch‑Screens, GPS und das Internet, allesamt wesentlich vom Staat initiiert und finanziert, möglich wurden. Am Beispiel grüner Technologien zeigt Mazzucato den staatlichen Beitrag zur grünen Revolution in Ländern wie Deutschland, Dänemark und China. Um großen sozioökonomischen Herausforderungen wie dem Klimawandel erfolgreich begegnen zu können, so die Quintessenz der Argumentation, brauche es einen aktiven Staat, da Investitionen des privaten Sektors viel zu kurzsichtig seien. Doch könne der Staat seine Rolle als Motor nur bedingt erfüllen, wenn die Risiken – wiederum illustriert am Beispiel Apple – sozialisiert, Gewinne jedoch privatisiert würden. Mazzucato plädiert daher dafür, dass der Staat stärker an den Gewinnen der von ihm initiierten und geförderten Unternehmungen beteiligt wird.
{JSH}
Rubrizierung: 2.22 | 2.21 | 2.26 | 5.45 Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Mariana Mazzucato: Das Kapital des Staates. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38598-das-kapital-des-staates_46946, veröffentlicht am 02.07.2015. Buch-Nr.: 46946 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken