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Michael Decker / Sergio Bellucci / Stephan Bröchler / Michael Nentwich / Lucienne Rey / Mahshid Sotoudeh (Hrsg.)

Technikfolgenabschätzung im politischen System. Zwischen Konfliktbewältigung und Technologiegestaltung

Berlin: edition sigma 2014 (Gesellschaft – Technik – Umwelt. Neue Folge 17); 262 S.; 22,90 €; ISBN 978-3-89404-947-8
Aufgabe der Technikfolgenabschätzung (TA) ist es, die Chancen und Risiken des technischen Fortschritts zu erforschen. Dabei soll sie einerseits politikberatend agieren und in dieser Funktion Orientierungswissen und Entscheidungshilfen bereitstellen, andererseits ist nur schwer nachweisbar, inwieweit die TA tatsächlich den politischen Entscheidungsprozess beeinflusst. Vor diesem Hintergrund und angesichts der sich daraus ergebenden Spannungsfelder zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft hatte die 5. Konferenz des Netzwerks Technikfolgenabschätzung (NTA), die im Oktober 2012 in Bern stattfand und mit diesem Band dokumentiert wird, die Rolle der TA im politischen System zum Thema. Die Autor_innen fragen unter anderem, wie TA gestaltet sein muss, damit sie den Anforderungen der Politik gerecht werden kann, ohne von ihrem eigenen Selbstverständnis – wissenschaftlich, interaktiv und kommunikativ zu arbeiten – abzurücken. Breiten Raum nehmen methodische Fragen ein, so etwa zur Weiterentwicklung der Szenario‑Technik oder zum Ausbau von Beteiligungsformen und diskursiven Verfahren, um „in einem pluralistischen Wertesystem sozialverträglich nachhaltige Lösungen erarbeiten zu können“ (77). Diese Fragen werden sowohl theoretisch‑konzeptionell als auch in konkreten Erfahrungsberichten aus verschiedenen Ländern erörtert. So zeigen beispielsweise Rolf Meyer und Martin Knapp am deutschen Beispiel der Produktion von Biokraftstoffen und dem Problem der Flächenkonkurrenz beim Energiepflanzenanbau, wie durch explorative Szenarien verschiedene Handlungsalternativen jenseits der „‚Teller‑Tank’‑Diskussion mit ihren „oftmals eng geführten Argumentationen“ (198) erarbeitet werden konnten. Darüber hinaus geht es um rechtspolitische und um ethische Fragen. Oliver Bendel spricht sich in seinem Beitrag über die Auswirkungen des Einsatzes von Informationssystemen für eine „Renaissance der Informationsethik“ (109) aus, was für ihn bedeutet, stets „intensiv, systematisch und professionell […] nach der Moral der Informationsgesellschaft“ zu fragen. Die Technikfolgenabschätzung sei gut beraten, dieses Thema „als einen ihrer Schwerpunkte zu etablieren“ (118). Insgesamt bietet der Band einen vielfältigen Einblick in die jüngeren Entwicklungen und aktuellen Herausforderungen dieser Form der Politikberatung.
{AR}
Rubrizierung: 5.22.2632.3432.52.61 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Michael Decker / Sergio Bellucci / Stephan Bröchler / Michael Nentwich / Lucienne Rey / Mahshid Sotoudeh (Hrsg.): Technikfolgenabschätzung im politischen System. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38564-technikfolgenabschaetzung-im-politischen-system_46781, veröffentlicht am 25.06.2015. Buch-Nr.: 46781 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken