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Nadine Meidert

Selektion oder Einfluss? Dynamische Analyse der Wirkungsmechanismen von politischen Einstellungen und Partizipation in studentischen Freundschaftsnetzwerken

Online-Publikation 2013 (http://kops.uni-konstanz.de/bitstream/handle/123456789/23882/Diss_Meidert_Nadine_2013.pdf?sequence=1&isAllowed=y); 146, XLIX S.
Politikwiss. Diss. Köln; Begutachtung: S. Shikano, T. Hinz, P. Selb. – Nadine Meidert widmet sich der Bedeutung des Sozialen für das Politische: Menschen beziehen ihre politischen Einstellungen und ihr Partizipationsverhalten von ihren Mitmenschen. Sie nennt das einen „Kreislauf zwischen sozialer Interaktion und persönlicher Veränderung“ (1). Diesen erklärt sie mithilfe klassischer Theorien der politischen Soziologie, insbesondere der sogenannten Columbia School. Zur Analyse der sozialen Netzwerkdaten nutzt sie stochastische akteursbasierte Simulationsmodelle. Unter sozialen Netzwerken versteht die Autorin jegliche Formen sozialer Beziehungen und schränkt die Auswahl in dieser Arbeit auf freundschaftliche Beziehungen zwischen Studierenden ein. Diese könnten zwar nicht mit denen der Gesamtgesellschaft verglichen werden, Meidert erhebt aber ohnehin nicht den Anspruch, allgemeingültige Aussagen zu treffen. Sie will vielmehr mit ihrem deduktiven, quantitativ‑empirischen Forschungsdesign ein Verständnis dafür entwickeln, welche sozialen Prozesse bei der politischen Meinungsbildung und dem Partizipationsverhalten relevant sind. Als Untersuchungsgruppe wählte sie aus pragmatischen Gründen Studierende, die ausgewählte politikwissenschaftliche Vorlesungen der Universität Konstanz besuchten. Diese wurden jeweils mittels Fragebögen zum Selbstausfüllen in mehreren Durchgängen befragt. Wichtige Aspekte bei der Auswahl von Freund_innen und damit der Bildung sozialer Netzwerke sind laut Autorin die Status‑ und die Wertehomophilie. Das bedeute, dass Menschen ihre Freunde nach gleichen Statusmerkmalen und nach gleichen Einstellungen und Wertvorstellungen auswählten. Meidert kann statistisch belegen, dass sich die untersuchten befreundeten Studierenden tatsächlich in ihren politischen Einstellungen einander anpassten. Ein weiteres Ergebnis lautet, dass sich Menschen in heterogeneren Netzwerken stärker politisch engagieren. Hervorzuheben ist die sehr ausführliche und kritische Reflexion der Ergebnisse und des Forschungsprozesses durch die Autorin. Sie merkt an, dass Studierende der Politikwissenschaft wahrscheinlich eine besondere Affinität zu politischer Partizipation haben und deshalb unter ihnen hier nur eine geringe Varianz festzustellen war. Außerdem hinterfragt Meidert ihren Fokus auf das Umfeld der Kommiliton_innen: „Ein besonderes Problem [...] war, dass durch die Erhebung eines Gesamtnetzwerks nur ein sehr kleiner Ausschnitt des sozialen Umfeldes einer Person betrachtet wird.“ (145)
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Rubrizierung: 2.3332.331 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Nadine Meidert: Selektion oder Einfluss? 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38496-selektion-oder-einfluss_46754, veröffentlicht am 04.06.2015. Buch-Nr.: 46754 Rezension drucken