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Klaus Dörre / Kerstin Jürgens / Ingo Matuschek (Hrsg.)

Arbeit in Europa. Marktfundamentalismus als Zerreißprobe

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2014; 399 S.; kart., 29,90 €; ISBN 978-3-593-50178-9
Die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes setzen sich mit den Verwerfungen auseinander, zu denen die Finanz‑ und Wirtschaftskrise 2008/09 in der Europäischen Union geführt hat. Angesichts des offenkundigen ökonomischen Gefälles zwischen Geberländern und den als Krisenkandidaten deklarierten Mitgliedstaaten dominiere Marktfundamentalismus die Krisenreaktion. Diese neoliberale Strategie setze auf eine Mischung von Austeritätspolitik, Liberalisierung der Arbeitsmärkte und Rückbau von Sozialstaatlichkeit, die nicht nur eine Herausforderung für den Zusammenhang von Wohlfahrtsstaat und Demokratie in einzelnen Mitgliedsländern darstelle. Sie fördere Tendenzen von Entsolidarisierung und Revitalisierung rechtsextremer Bewegungen und bedrohe damit auch die Idee eines geeinten Europas. Von diesen Befürchtungen ausgehend diskutieren die Autor_innen die Frage, „wie es um die Integrationsstärke von Arbeit und Arbeitsbedingungen in Europa bestellt ist“ (18). Dabei dient besonders das weithin als Vorbild deklarierte Ökonomiemodell Deutschlands als Referenzfolie für kritische Kommentare. In den Beiträgen werden arbeitspolitische Entwicklungen und Probleme anhand von fünf Themenkomplexen behandelt. In Kapitel 1 geht es um eher systematische Aspekte der Entwicklungsdynamik des Kapitalismus, primär mit Blick auf die soziale Integration. In Kapitel 2 wird sich mit der Regulierung von Arbeit am deutschen (Qualifizierungs‑)Modell sowie mit der europäischen Beschäftigungsentwicklung befasst. Soziale Konflikte als Folge der aufgenötigten Austeritätspolitik – unter anderem in Irland, Spanien und Griechenland – werden in Kapitel 3 untersucht. Den durchaus problematischen Auswirkungen neuer Arbeits‑ und Wettbewerbskulturen für die Beschäftigten ist Kapitel 4 gewidmet. Im abschließenden Kapitel 5 werden – unter dem Etikett „sinnvolle Arbeit“ – Alternativen zu einer einseitig an Effizienzkriterien ausgerichteten Arbeitspolitik diskutiert. Der Band ist aus einer 2013 durchgeführten Konferenz des Jenaer Dialogs zur Zukunft der Arbeit hervorgegangen, einem gemeinsam von der Friedrich‑Schiller‑Universität Jena und der DGS‑Sektion Arbeits‑ und Industriesoziologie organisierten Forum.
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Rubrizierung: 2.612.2622.3422.2632.3432.22.3312.222.4 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Klaus Dörre / Kerstin Jürgens / Ingo Matuschek (Hrsg.): Arbeit in Europa. Frankfurt a. M./New York: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38484-arbeit-in-europa_46294, veröffentlicht am 04.06.2015. Buch-Nr.: 46294 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken