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Ulrich Knappe

Alter, neuer Kalter Krieg? Eine philosophiegeschichtliche Analyse des Zusammenhangs von "Sozialismus" und Frieden

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2014 (PL Academic Research); 214 S.; geb., 52,95 €; ISBN 978-3-631-65635-8
Ulrich Knappe unternimmt – vertraut man dahingehend dem Klappentext des Bandes – in seiner Analyse den Versuch, den eigentlichen Ursachen und Tiefenstrukturen der gegenwärtigen Ukraine‑Krise auf den Grund zu gehen. Dabei sieht Knappe diesen Konflikt in der Tradition des Ost‑West‑Gegensatzes – politisch wie philosophisch. Der Kalte Krieg habe in Europa nicht nur eine Trennung in liberale Demokratien und mehr oder minder autoritäre Regime auf der Suche nach einer praktikablen kommunistischen Ordnung bedeutet, sondern auch eine europäische Friedensordnung gefestigt, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nun schon über siebzig Jahre andauere. Indes, das gegenwärtige Bewusstsein für den Wert des Friedens schwinde immer mehr und damit gerate auch der „Weltfrieden in Gefahr“. Diese Diagnose und die mit ihr verbundene Sorge begründen die zentrale Motivlage des Bandes: „Ist es vor diesem Hintergrund nicht überfällig, sich der jüngeren Geschichte der Friedensentwicklung durch Einschluß aller Protagonisten zuzuwenden?“ (7) Alle Protagonisten heißt fortan zentrale Denker des Sozialismus, also Repräsentanten einer äußerst heterogenen Gruppe politischer Ideen, der Knappe bescheinigt, die zentrale ideologische Bewegung des 20. Jahrhunderts überhaupt gewesen zu sein. Namentlich geht es dabei um Marx, Lenin, Stalin und Mao, Länderbeispiele sind etwa die DDR oder China, die allesamt doch recht oberflächlich, noch dazu in einer eher historisch‑faktisch orientierten Geschichtsstunde als im Sinne einer philosophisch‑hermeneutischen Analyse auf den – leider auch nicht aufgearbeiteten – Zusammenhang von Sozialismus und Frieden abgeklopft werden. Dieses Vorgehen ist symptomatisch für einen Autor, der wenige seiner Prämissen begründet und der zudem über die Rekapitulation bereits bekannter Tatbestände nicht hinauskommt. „Ich habe versucht“, so schreibt Knappe am Ende seines Bandes, „den Frieden einer Gesellschaftsordnung nachzuzeichnen, so wie er tatsächlich war [...]. Mag sein, daß mir dabei nicht alles gelungen ist, denn der Untersuchungsgegenstand war vielschichtig und verschlungen.“ (202) Zum Ende erfolgt immerhin eine realistische Selbsteinschätzung. Und die Ukraine? – Man sollte nicht jedem Klappentext trauen.
{LEM}
Rubrizierung: 2.252.222.622.682.3144.15.43 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Ulrich Knappe: Alter, neuer Kalter Krieg? Frankfurt a. M. u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38436-alter-neuer-kalter-krieg_46355, veröffentlicht am 21.05.2015. Buch-Nr.: 46355 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken