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Sabine Kropp / Sabine Kuhlmann (Hrsg.)

Wissen und Expertise in Politik und Verwaltung

Opladen/Toronto: Verlag Barbara Budrich 2014 (dms - der moderne staat. Sonderheft 1); 324 S.; 49,90 €; ISBN 978-3-8474-0117-9
Die Verwendung wissenschaftlicher Expertise in Politik und Verwaltung findet zunehmend Aufmerksamkeit in politikwissenschaftlichen (Policy Forschung, Verwaltungswissenschaft) und soziologischen (Organisations‑, Wissenssoziologie) Untersuchungen, denn das Feld wissenschaftlicher Politikberatung bildet eine empirisch wie theoretisch äußerst komplexe Arena. Zum einen interagieren hier zwei Handlungssysteme mit explizit autonomen Rationalitätsansprüchen und entsprechenden wechselseitigen Dominanzbestrebungen, zum anderen variieren die faktischen Kooperationspraktiken in hohem Maße mit den Rahmenbedingungen des jeweiligen Politikfeldes. Vor diesem Hintergrund ist das erste Sonderheft der noch relativ jungen Zeitschrift „der moderne staat“ wirklich gelungen: Es vermittelt anhand von vier Fragestellungen einen systematischen Überblick der aktuellen Debatte und markiert weitere Forschungsbedarfe. Einleitend geht es Frank Nullmeier, Falk Daviter und Holger Straßheim um konzeptionelle Grundlagen einer Wissenspolitologie. Sie stellen heraus, dass es sich bei wissenschaftlicher Expertise um ein Konstrukt handelt, das in spezifische interpretative, organisationale und kommunikative Voraussetzungen eingebunden ist. Mit der immer wieder zu hörenden Forderung einer evidenzbasierten Politik und den damit zusammenhängenden Verfahren der Leistungsmessung setzen sich Hellmut Wollmann, Oliver Schwab, Jörg Bogumil/Falk Ebinger und Tim Jäkel/Sabine Kuhlmann kritisch auseinander. Das dabei zugrunde gelegte „rationalistische" Politikmodell – so der zentrale Einwand – ignoriert Ambiguität und Kontextabhängigkeit der verwendeten Daten und ist wenig geeignet, aufseiten der Verwaltung einen reflexiven Umgang mit externer Expertise zu fördern. Konkrete Fragen der Verwendung wissenschaftlicher Beratung im politischen Entscheidungsprozess (unter anderem am Beispiel des Bundestages und der Europäischen Kommission) stehen im Mittelpunkt von vier weiteren Beiträgen – mit eher ernüchterndem Befund hinsichtlich der Intensität der Nutzung wissenschaftlicher Expertise. Die vier Beiträge des abschließenden Parts untersuchen die teils als „policy advice", teils als „policy consulting" angebotenen Leistungen von Agenturen, sogenannten Think Tanks und Beratungsgremien.
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Rubrizierung: 5.22.3213.3 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Sabine Kropp / Sabine Kuhlmann (Hrsg.): Wissen und Expertise in Politik und Verwaltung Opladen/Toronto: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38430-wissen-und-expertise-in-politik-und-verwaltung_44917, veröffentlicht am 21.05.2015. Buch-Nr.: 44917 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken