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Moritz Küpper / Tilman Mayer

Die Joker. Warum unsere Gesellschaft Generalisten braucht

Bonn: Bouvier Verlag 2014; 101 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-416-03373-2
„Unsympathisch, aber kompetent“ (34) – Generalisten haben in Deutschland ein negatives Image, wenngleich ihnen eher zugetraut wird, „das Land zu regieren“ (35), skizziert Moritz Küpper die Ergebnisse einer Forsa‑Umfrage. Mit diesem schmalen Band unternehmen die Autoren eine erste Annäherung an Profil, Qualifikation und Persönlichkeit des Allrounders und Universalmanagers, der ihrer Meinung nach in Deutschland zu wenig beachtet wird. Das Buch ist im Kontext einer Tagung der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP) entstanden, auf der Generalisten von ihren Erfahrungen berichtet haben, und enthält Interviews oder Auszüge aus Gesprächen mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Justiz und Medien. Eingangs setzt sich Tilman Mayer unter Rückgriff auf Max Webers Schrift „Politik als Beruf“ mit der Frage auseinander, was eine Generalistenfigur ausmacht. So komme es heutzutage nicht nur auf die Richtlinien der Politik an, sondern auf die „Beurteilungsfähigkeit von Untiefen gesellschaftlicher Entwicklung“. Dies erfordere einen Politikertyp, der „aufgrund eigener Erfahrungen, erwiesener Führungskompetenz, eindrucksvoller Detailkenntnisse, beeindruckender Eloquenz, medialer Vermittelbarkeit und einer eindrucksvollen Breite des politischen Wissens die Gewähr bietet, in der politischen Arena für große Aufmerksamkeit zu sorgen und Anerkennung zu finden“ (13). Mayer schreitet dann die verschiedenen Ebenen der Politik ab, um diese Figur – mit gelegentlichen Seitenhieben auf einzelne Politiker – ausfindig zu machen. Dass Generalisten die Welt der Politik besonders prägen und es Persönlichkeiten bedarf, die zwischen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien wandeln und vermitteln können, wird in den weiteren Beiträgen an konkreten Beispielen und Erzählungen deutlich. So erinnert sich Jürgen Trittin an die Verhandlungen zum Atomausstieg und der Rolle des ehemaligen Energiemanagers und damaligen Wirtschaftsministers Werner Müller: „Wir wussten sehr genau […], welche Rolle wir zu spielen hatten […], viel entscheidender als die inhaltliche Seite war, dass die Industrie jemanden in der Bundesregierung hatte, der kulturell aus ihrem Bereich kam und nicht nur mit Grünen zu tun hatte. […] Müller hat in vielen Fällen dafür gesorgt, dass sich Gesprächskanäle ergeben haben und dass man Gesprächspartner hatte.“ (40) Insgesamt versteht sich der Band als Plädoyer dafür, Generalisten deutlicher wahrzunehmen, wertzuschätzen und zu fördern.
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Rubrizierung: 2.3312.35 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Moritz Küpper / Tilman Mayer: Die Joker. Bonn: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38417-die-joker_46675, veröffentlicht am 13.05.2015. Buch-Nr.: 46675 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken