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Beatrice Garske

Joint Implementation. Ökonomische Klimaschutzinstrumente und Technologiediffusion in Transformationsstaaten

Marburg: Metropolis-Verlag 2013 (Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung 11); 221 S.; 34,80 €; ISBN 978-3-7316-1053-3
Geowiss. Masterarbeit Halle‑Wittenberg; Betreuung: F. Ekardt. – Im Bemühen um eine Reduktion von Treibhausgasemissionen wird marktnahen Instrumenten ein besonderes Potenzial für einen effizienten Klimaschutz zugesprochen. Ein solches Instrument stellt die Joint Implementation (JI) nach Artikel 6 des Kyoto‑Protokolls dar, die vom Gedanken des Technologietransfers und der Zusammenarbeit zwischen unterschiedlich entwickelten Industriestaaten getragen ist. Auf europäischer Ebene soll dieser Mechanismus insbesondere für Projekte in mittel‑ und osteuropäischen Transformationsstaaten genutzt werden, „da die dortigen Bedingungen für den technischen Klimaschutz zumeist schlechter ausfallen und gleichzeitig das Emissionsvermeidungspotenzial als sehr hoch eingeschätzt wird“ (51). Emissionsminderungen, die sich aus dem jeweiligen JI‑Projekt ergeben, nutzen dem Staat, in dem das Projekt realisiert wird, und die erzielten zusätzlichen Emissionsreduktionen werden dem Investorstaat im Rahmen des Europäischen Emissionshandelssystems gutgeschrieben. Somit handelt es sich „lediglich um eine Verschiebung von Emissionsberechtigungen zwischen zwei Industriestaaten“, wobei die Emissionsminderung dort durchgeführt wird, „wo die Kosten je vermiedener Tonne CO2e am geringsten sind“ (52). Beatrice Garske erläutert die rechtlichen Grundlagen, die Verfahrensstufen sowie die technischen und administrativen Anforderungen für JI‑Projekte. Für den Untersuchungszeitraum von 2008 bis 2012 stellt sie eine nur geringe Nutzung dieses Klimaschutzinstruments durch deutsche Unternehmen fest, sodass dessen Potenziale wie beispielsweise eine beschleunigte Verbreitung von Klimaschutztechnologien und die Verbesserung der ökonomischen Effizienz im Klimaschutz bislang nicht ausgeschöpft werden konnten. Andererseits weist die JI auch einige Schwachstellen auf, die die Autorin herausarbeitet. Dazu zählt etwa das Problem, dass einige Transformationsstaaten über hohe Emissionsberechtigungen verfügen, die nicht durch Reduktionsmaßnahmen, sondern durch den Zusammenbruch der Wirtschaft entstanden sind und in der Folge als „heiße Luft“ (137 ff.) die Berechnungsgrundlagen in JI‑Projekten verzerren. Auch mangele es bisweilen bei der Projektdokumentation und im Monitoring an Transparenz und öffentlicher Information. Die Autorin sieht daher zwar Verbesserungsbedarf hinsichtlich „der ökologischen Integrität der Projekte“ (161), hält aber das Instrument grundsätzlich für förderungswürdig.
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Rubrizierung: 2.2612.613.52.3414.45 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Beatrice Garske: Joint Implementation. Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38388-joint-implementation_46697, veröffentlicht am 07.05.2015. Buch-Nr.: 46697 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken