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Léonce Bekemans

Globalisation vs Europeanisation. A Human-centric Interaction

Brüssel u. a.: Peter Lang 2013 (Multiple Europes 52); 336 S.; 48,20 €; ISBN 978-3-0352-6331-2
Die Europäische Union laufe angesichts zahlreicher politischer und ökonomischer Krisenentwicklungen sowie ihrer Zerriebenheit zwischen nationalen Interessen einerseits und Globalisierungsprozessen andererseits Gefahr, zu einer simplen ökonomischen Interessengemeinschaft zu verkommen und dabei ihre identitätsstiftenden Gründungsideen vollkommen aus den Augen zu verlieren. Sie brauche deshalb, so der Autor, eine neue Vision, welche die kulturellen und sozialen Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt stelle, verbunden mit einer Wiederbelebung ihrer grundlegenden Ideale wie Frieden, Einheit in Vielfalt, Freiheit und Solidarität. Mag dies auch zunächst nach einem unverbindlichen Allgemeinplatz klingen, der einer beliebigen Festansprache eines jeden Politikers entspringen könnte, so nimmt Léonce Bekemans diese Forderung ernst und entwickelt mittels einer detaillierten Analyse des europäischen Einigungsprozesses konkrete Wege, wie Europa zugleich seiner moralischen Verantwortung in einer globalisierten Welt wie auch seiner politischen und sozialen Verantwortung nach innen gerecht werden kann. In Teil 1 des Buches unternimmt er eine umfassende Rekonstruktion von Geschichte und Gegenwart der europäischen Idee sowie ihrer aktuellen Probleme. In Teil 2 diskutiert er theoretisch‑konzeptionelle Konsequenzen für die EU‑Forschung. Im Zentrum steht hier vor allem die Relativierung staatszentrierter Ansätze zugunsten von kosmopolitischen Perspektiven, die den Bürger ins Zentrum der Betrachtung stellen. Teil 3 ist in acht Kapiteln der Anwendung des konzeptionellen Rahmens auf unterschiedliche Politikfelder gewidmet. Im Sinne eines „human‑centric approach“ kommt dabei Aspekten wie Bildung, Dialog und partizipative Demokratie eine zentrale Rolle zu. Post‑Nationalismus, Interkulturalismus, demokratischer Transnationalismus – das sind die Werte, auf deren Basis die EU eine neue, bürgerzentrierte Vision und Politik entwickeln muss. Andernfalls, und auch das macht Bekemans deutlich, ist sie langfristig weder überlebensfähig noch in der Lage, ihrer globalen Verantwortung gerecht zu werden. Der Autor legt mit diesem Buch zum Thema eine der umfassendsten Studien der vergangenen Jahre vor, die auf keiner Literaturliste fehlen sollte.
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Rubrizierung: 2.23.14.1 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Léonce Bekemans: Globalisation vs Europeanisation. Brüssel u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38375-globalisation-vs-europeanisation_45019, veröffentlicht am 07.05.2015. Buch-Nr.: 45019 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken