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Janine Reinhard

Normative Argumente in EU-Vertragsverhandlungen. Das bessere Argument als Verhandlungsressource?

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Internationale Beziehungen 22); 272 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8487-0507-8
Diss. Konstanz; Begutachtung: K. Holzinger, N. Behnke. – Um jemanden zu überzeugen, braucht es gute Argumente. Dass diese Alltagsweisheit auch in internationalen Verhandlungen zutrifft, beweist Janine Reinhardt in ihrer politikwissenschaftlichen Dissertation zur Rolle von normativen Argumenten in EU‑Vertragsverhandlungen. In einem quantitativen Verfahren analysiert sie, wann normative Argumente – verstanden als „für eine Position vorgebrachte Begründungen, die sich auf gemeinsame Werte und Normen oder das Gemeinwohl beziehen“ (17) – Verwendung finden und wie sie wirken. Dabei geht es ihr im Sinne der Theorie des Rhetorischen Handelns nach Frank Schimmelfennig um strategic arguing, also die strategische Verwendung normativer Argumente als Verhandlungsressource, bei der auch akteursspezifische Faktoren berücksichtigt werden. Zu den Bedingungsfaktoren der Verwendung und Wirkung solcher Argumente zählt Reinhardt den Verhandlungskontext (zum Beispiel die Öffentlichkeit der Verhandlungen oder die Art der Entscheidungsregeln), die Art des Verhandlungsgegenstandes (wie die Relevanz der Entscheidung) und nicht zuletzt die Akteurseigenschaften (zum Beispiel die diesem zur Verfügung stehenden Machtressourcen). Empirisch messbar macht Reinhardt die Verwendung normativer Argumente mittels eines Dictionary‑Verfahrens, das über die Identifikation von Schlüsselwörtern vier von ihr definierte Begründungstypen – Legitimation, Effizienz, Integration und Nationale Diversität – ausfindig macht. Die dazu ausgewählten Fälle sind die Verhandlungen zu den Verträgen von Amsterdam (1997) und Nizza (2001) sowie der Europäische Verfassungskonvent (2004). Im Ergebnis sieht Reinhardt ihre Hypothese bestätigt, dass Gegenstand und Kontext einen Einfluss auf die Verwendung von normativen Argumenten haben können. Einmal verwendet erwiesen sich normative Argumente jedoch nicht immer als die beste Wahl. Nach Reinhardt gilt, „dass die Verwendung normativer Argumente unter bestimmten Bedingungen zwar zu Verhandlungserfolg führen kann, aber auch kein Garant für Verhandlungserfolg ist“ (247).
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Rubrizierung: 3.13.23.7 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Janine Reinhard: Normative Argumente in EU-Vertragsverhandlungen. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38335-normative-argumente-in-eu-vertragsverhandlungen_46624, veröffentlicht am 23.04.2015. Buch-Nr.: 46624 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken