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Hans Werder / Anina Lauber (Hrsg.)

Bedrohte Werte? Europa und der Nahe Osten unter Globalisierungsdruck

Zürich: vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich 2014 (Forum für Universität und Gesellschaft. Universität Bern); 224 S.; brosch., 42,- €; ISBN 978-3-7281-3631-2
Welche Rolle spielen Werte und Normen für die Gesellschaft und wie verhalten sie sich zueinander? Diese Frage war das Thema einer Veranstaltungsreihe im Winter 2013/14 an der Universität Bern, deren Beiträge, Diskussionen und Kommentare in diesem Band dokumentiert sind. Im ersten von insgesamt vier Abschnitten geht es allgemein um das Verhältnis von Normen und Werten und deren Potenzial zur Regelung von Konflikten, die – so eine zentrale Annahme – in sich zunehmend ethnisch, religiös und politisch diversifizierenden Gesellschaften ansteigen. Friedrich Wilhelm Graf beschreibt vor diesem Hintergrund zwei gegensätzliche Modelle politischer Ethik, das normenbasierte kantische liberale Modell sowie das wertebasierte sozial‑konservative Modell. Damit wird das breite Feld möglicher gesellschaftlicher Ordnungsvorstellungen angedeutet, das in den weiteren Beiträgen im Kontext von (direkter) Demokratie, Menschenrechten und Europäisierung erörtert wird. Gesellschaftliche Integration im Zeitalter von Globalisierung und Pluralisierung lasse sich, so der Tenor, leichter entlang von Normen als von Werten bewerkstelligen. Im zweiten Teil werden als konkrete Beispiele für Werte‑ und Normenkonflikte in der Schweiz die „Abzocker‑Initiative“, ein Votum gegen überzogene Managergehälter in Schweizer Unternehmen und Banken, sowie die Auseinandersetzung um das Kopftuch betrachtet. Hans‑Rudolf Wicker weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass „der ‚Islam’ nicht westliche Werte bedrohen [wird]“, da Wertesysteme „weder über Geist noch über die Fähigkeit zu richtungsgebender Selbststeuerung“ verfügen und sich somit „auch nicht gegenseitig in Frage [stellen]“ (108). Im dritten Teil werden die Revolten und Unruhen im Nahen Osten im Kontext rivalisierender Werte‑Normen‑Ordnungen analysiert. Für Reinhard Schulze haben die arabischen Revolten „eine Pluralität von sozialen Vorstellungswelten freigelegt, die die schwierige Balance einer Werte‑Normen‑Ordnung zum Teil grundsätzlich in Frage stellen“ (147). Um das ambivalente Verhältnis zwischen Europa und dem Nahen Osten geht es im vierten Abschnitt. Als eine wichtige Voraussetzung für eine Partnerschaft auf Augenhöhe gelte es zum einen, die „in vielen Bereichen beobachtbare[.] Islamophobie“ (211) zu überwinden, sowie zum anderen, sich von der Auffassung zu lösen, die „Demokratie sei europaeigen“, und stattdessen „vermehrt auf die innerislamischen Debatten zu hören“ (213).
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Rubrizierung: 2.23 | 2.63 | 2.5 | 2.21 | 2.263 | 2.25 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Hans Werder / Anina Lauber (Hrsg.): Bedrohte Werte? Zürich: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38293-bedrohte-werte_46325, veröffentlicht am 16.04.2015. Buch-Nr.: 46325 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken