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Marie-Christine Fontana

Europeanization and the Weakening of Domestic Policy Concertation. Comparing Policy Sectors in Belgium and Switzerland

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Politik und Demokratie in den kleineren Ländern Europas 10); 302 S.; brosch., 54,- €; ISBN 978-3-8487-0487-3
Diss. Lausanne; Begutachtung: Y. Papadopoulos. – Marie‑Christine Fontana geht in ihrer bereits 2011 eingereichten Dissertation der Frage nach, inwieweit korporatistische Verfahren der Politikimplementierung durch den Prozess der europäischen Integration beeinflusst werden. Anhand konkreter ökonomischer und sozialer Reformen in Belgien und der Schweiz versucht sie zu zeigen, wie genau sich dieser Einfluss auf nationaler Ebene bemerkbar macht und welche Unterschiede innerhalb (Fallbeispiel Belgien) und außerhalb (Fallbeispiel Schweiz) der EU zu konstatieren sind. Dabei geht sie von der Hypothese aus, dass die europäische Integration korporatistische Praktiken auf nationaler Ebene schwäche, da sie insbesondere die nationalen Regierungen in eine Position der Stärke versetze, sodass diese weniger Bedarf an breiter Einbindung und Abstimmung ihrer Politiken hätten. Im Rahmen der Analyse und Evaluation marktbezogener politischer Interventionen – auf dem Elektrizitätsmarkt, in der Wettbewerbspolitik und der Reform von Betriebsrenten – findet Fontana ihre Hypothese sehr eindeutig bestätigt: „Das erste Hauptergebnis lautet, dass in den im Rahmen dieser Studie analysierten Fällen europäischer Politiken der Marktherstellung nationaler politischer Korporatismus geschwächt wurde.“ (257). Das müsse aber nicht dauerhaft so sein. Politische Vorgaben der Europäischen Union eröffneten ein „window of opportunity“ (259), dass sich auch wieder schließen könne. Je mehr Zeit verstreiche, desto wichtiger würden nationale Interessen. Zudem kommt demnach dem Wechselverhältnis zwischen europäischer Politikvorgabe und nationalem Politikinteresse eine entscheidende Rolle zu: Gehen von der EU Reformen aus (Top‑down‑Europäisierung), spielen nationale Faktoren nur eine geringe Rolle, wohingegen sie in dem Fall, in dem nationale Regierungen auf EU‑Reformagenden aufspringen, um sie für weitere nationale Politiken zu nutzen, naturgemäß gewichtiger werden. Hinsichtlich dieser Mechanismen unterscheiden sich Mitgliedsstaaten und Nicht‑Mitgliedsstaaten der EU so gut wie gar nicht.
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Rubrizierung: 2.12.612.53.52.212.263 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Marie-Christine Fontana: Europeanization and the Weakening of Domestic Policy Concertation. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38281-europeanization-and-the-weakening-of-domestic-policy-concertation_46600, veröffentlicht am 09.04.2015. Buch-Nr.: 46600 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken