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Andreas H. Apelt / Heide Gebhardt / Eckhard Jesse (Hrsg.)

Zivilcourage gestern und heute: Pflicht oder Kür?

Halle (Saale): mdv Mitteldeutscher Verlag 2014; 168 S.; brosch., 14,95 €; ISBN 978-3-95462-319-8
Die Deutsche Gesellschaft e. V. und die Deutsche Nationalstiftung haben 2013 einen Ideenwettbewerb für Studierende und Doktoranden aller Fachrichtungen zum Thema Zivilcourage ausgeschrieben. Dieser Band enthält 17 von der Jury als beste Beiträge gekürte kurze Essays. Darin setzten sich die Autor_innen unter anderem aus ethischer, sprach‑, geschichts‑, sozial‑ und politikwissenschaftlicher Perspektive mit dem Begriff der Zivilcourage sowie ihren Voraussetzungen und Erscheinungsformen auseinander. Wie entsteht Zivilcourage, was fördert, was behindert sie, ist sie an bestimmte biografische Merkmale, an soziale Kompetenzen oder an politische Bedingungen gebunden? Hat sie in Demokratien ein anderes Gewicht als in Diktaturen? Entlang dieser und ähnlicher Fragen wird in den Beiträgen häufig Bezug auf prominente und eindrückliche Beispiele für couragiertes Handeln in der deutschen Geschichte genommen. Dabei wird auch erörtert, ob und warum Zivilcourage als Teil bürgerlicher Identität heute im Verschwinden begriffen ist, sie in demokratischen Gesellschaften vielleicht nicht mehr wichtig ist. Für Peter Neumann ist die „Seltenheit von politischer Zivilcourage im Nachwende‑Deutschland […] kein Warnsignal, sondern ein gutes Zeichen. Die politischen Fragen unserer Zeit sind komplex. […] Es gibt kein eindeutig erkennbares Richtig oder Falsch. Wirkliche politische Normenverstöße sind selten. Politische Zivilcourage“, so die Schlussfolgerung in Bezug auf Deutschland, „ist selten notwendig“ (117). Zudem unterliegt sie durch das Internet und die Globalisierung einem Wandel und ist mit neuen Risiken verbunden, wie der Fall von Edward Snowden zeigt, der ein globales Problem öffentlich gemacht hat und den Neumann als exemplarisch für politische Zivilcourage des 21. Jahrhunderts betrachtet. Auch Wolfram Ridder befasst sich mit dem Whistleblower Snowden und kontrastiert dessen Enthüllungen mit unserer zunehmenden Offenherzigkeit im Umgang mit persönlichen Daten. „Das couragierte, selbstlose und vorbildliche Verhalten von Edward Snowden sollte uns ultimativ in Erinnerung rufen, dass Grundrechte mitnichten ‚schon immer da’ waren“ (134), sondern immer wieder neu verteidigt werden müssen, mahnt der Autor. Alexandra Huber warnt vor einer falsch verstandenen Zivilcourage im digitalen Zeitalter, die mehr sein muss, als per Mausklick „virtuelle Solidarität“ (84) zu bekunden.
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Rubrizierung: 2.352.331 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Andreas H. Apelt / Heide Gebhardt / Eckhard Jesse (Hrsg.): Zivilcourage gestern und heute: Pflicht oder Kür? Halle (Saale): 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38270-zivilcourage-gestern-und-heute-pflicht-oder-kuer_46376, veröffentlicht am 09.04.2015. Buch-Nr.: 46376 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken