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Antonio Varsori / Monika Poettinger (Hrsg.)

Economic Crisis and New Nationalisms. German Political Economy as Perceived by European Partners

Brüssel u. a.: Peter Lang 2014 (Euroclio); 181 S.; brosch., 41,70 €; ISBN 978-3-0352-6472-2
„Yet it is true that we are at war“ (57) – der unabhängige italienische Wirtschaftswissenschaftler Paolo Savona schlägt in seinem Plädoyer für einen radikalen Paradigmenwechsel der Politischen Ökonomie in Bezug auf den Euro einen deutlichen Ton an. Savona zieht Parallelen zwischen der derzeitigen Entwicklung der Eurozone und den Plänen des Nationalsozialisten Walther Funk, der eine Zentralisierung der europäischen Industrie in Deutschland vorgeschlagen hatte, im Zuge derer den südlichen Ländern die Rolle als Reservepool für Arbeitskräfte und Tourismusgebiet zukommen sollte, auf Dauer abgesichert durch einen Exportüberschuss Deutschlands. Die momentane Situation sei dem sehr ähnlich, denn: „the off‑balance rapport of exchange causes a slow transfer of industrial development toward Germany and the few other strong industrial areas” (58). Da vieles darauf hindeute, dass sich dieser Trend nicht umkehren lasse, müssten Politik und Wissenschaft sich dringend wieder mit möglichen Exit‑Strategien aus der Währungsunion beschäftigen. Auch Charles Blankart betont die fundamentalen Unterschiede zwischen den nord‑ und südeuropäischen Staaten, also Staaten mit dem Hang zu fiskalischer Stabilität beziehungsweise Defizit, die wie Essig und Öl immer dazu tendierten, sich abzustoßen: „Oil and Vinegar countries cannot coexist in a monetary union because they exert mutual externalities leading to a permanent crisis with high social costs, inimical excesses and political unrest“ (104). Mit den neuen Nationalismen ist dabei stets der Impuls zur Schließung der nationalen Märkte nach außen gemeint, Ausgrenzung im Sinne von Rassismus und Antisemitismus stehen nicht im Fokus. Die wertvollsten Elemente des Bandes sind die analytisch feinen Beobachtungen über die Frontlinien im Ökonomiediskurs, die oft quer zu den gewohnten politischen Feindbildern liegen: Monika Poettinger weist besonders eindrücklich auf die Gemeinsamkeiten der Darstellungen der rechten Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der linken italienischen La Repubblica hin und plädiert angesichts dieser Verwirrungen für eine Versachlichung der Debatte: „the process of vulgarization of economic theories had to be reversed: from culture back to theory“ (21).
{FG}
Rubrizierung: 2.22.613.53.72.32.352.23 Empfohlene Zitierweise: Florian Geisler, Rezension zu: Antonio Varsori / Monika Poettinger (Hrsg.): Economic Crisis and New Nationalisms. Brüssel u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38269-economic-crisis-and-new-nationalisms_46353, veröffentlicht am 09.04.2015. Buch-Nr.: 46353 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken