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Johannes Weyer (Hrsg.)

Soziale Netzwerke. Konzepte und Methoden der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung

München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2014; 315 S.; 3., überarb. Aufl.; 39,95 €; ISBN 978-3-486-76382-9
Die Netzwerkforschung hat durch den Internetboom der vergangenen zwei Jahrzehnte noch einmal deutlich an Bedeutung gewonnen. Gleichwohl scheint die sozial‑ und politikwissenschaftliche Methoden‑ und Theoriebildung gerade in der Bundesrepublik seit Anfang der 2000er‑Jahre ins Stocken geraten zu sein. Umso verdienstvoller ist es, dass Weyers grundlegender Einführungs‑ und Studienband nun in der dritten Auflage vorliegt. Der Herausgeber sieht die darin versammelten Beiträge in der spezifischen Tradition der Techniksoziologie an der Universität Dortmund verortet, die durch eine „Kombination von Internet‑Soziologie, Methoden der Computersimulation und handlungstheoretisch fundierte[n] Analyse[n] von Innovationsnetzwerken“ (V) geprägt werden. In den ersten beiden Kapiteln gibt Weyer einen Überblick über die Dimensionen der Netzwerkgesellschaft, deren Macht und Steuerungsmöglichkeiten sowie den Stand der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung. Etwas misslich ist, dass diverse Passagen des zweiten Kapitels aus der ersten Auflage unverändert übernommen und so vor allem hinsichtlich der verwendeten Literatur nicht aktualisiert wurden. Den eigentlichen Wert dieses Bandes bilden die Beiträge des zweiten Abschnitts, in denen verschiedene Autoren die Methodenvielfalt der Netzwerkforschung – meist am Beispiel exemplarischer Netzwerkanalysen – aufzeigen. So problematisieren Dorothea Jansen und Rainer Diaz‑Bone beispielsweise das sozialwissenschaftliche Dauerproblem, wie mögliche Kausalitäten zwischen individueller Mikro‑ und systemischer Makroebene abgebildet und erklärt werden können. Dazu verweisen sie auf das Konzept des sozialen Kapitals als „Scharnier zwischen Akteuren und Strukturen“ (73). Wie sich die unterschiedlichen Ausprägungen von verfügbarem Sozialkapital erfassen lassen, zeigen sie plastisch und unter Verwendung entsprechender Tabellen und Matrizen am Beispiel des britischen HTS‑Forschungsnetzwerks auf. Die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Software UCINET zur computergestützten Netzwerkanalyse erklären Johannes Weyer, Robin D. Fink und Tobias Liboschik. Der Band veranschaulicht daneben die vielfältigen Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Netzwerken und zeigt erste Wege für die notwendige Differenzierung. Im letzten Abschnitt wird dann der Bogen zur Theoriebildung geschlagen, wenn Ingo Schulz‑Schaeffer darauf verweist, dass Netzwerke immer als Konnex zwischen Struktur und Akteur zu konzeptionalisieren sind. Der Band eignet sich damit sehr gut als Einstiegs‑ und Überblickslektüre.
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Rubrizierung: 1.2 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Johannes Weyer (Hrsg.): Soziale Netzwerke. München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38266-soziale-netzwerke_46197, veröffentlicht am 09.04.2015. Buch-Nr.: 46197 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken