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Tina Jung / Anja Lieb / Marie Reusch / Alexandra Scheele / Stefan Schoppengerd (Hrsg.)

In Arbeit: Emanzipation. Feministischer Eigensinn in Wissenschaft und Politik. Festschrift für Ingrid Kurz-Scherf

Münster: Westfälisches Dampfboot 2014; 268 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-973-1
Wenngleich in den vergangenen Jahrzehnten vielbeachtete, theoretisch fundierte feministische Analysen zum Thema Emanzipation vorgelegt wurden, so muss deren praktischer Einfluss insgesamt als eher gering eingeschätzt werden – die Notwendigkeit für gesellschaftliche Wandlungen ist zwar gut herausgearbeitet worden, durchschlagende tatsächliche Veränderungen konnten bisher aber nicht verzeichnet werden. Die Herausgeber_innen, die in ihrem Band Arbeit als wichtiges Moment des Sozialen und die darin eingelassene geschlechtliche Hierarchisierung in den Blick nehmen, formulieren bereits zu Beginn den Anspruch, „dass (feministische) Gesellschaftskritik zentral auf die gesellschaftliche Organisation, Bewertung und Verteilung von Arbeit und deren Wandel gerichtet sein muss“. Vor diesem Hintergrund fragen sie „nach den damit verbundenen Herrschaftslogiken ebenso […] wie nach den darin verborgenen Perspektiven und Ansätzen von Emanzipation“ (8) und beleuchten in einem ersten Abschnitt die kritische Theoriebildung. Sodann wird die Arbeits‑ und Geschlechterforschung diskutiert und schließlich die politische Praxis thematisiert. Für den ersten Part sei hier exemplarisch auf Tina Jung verwiesen, die die Analyse der ambivalenten Verfasstheit der modernen westlichen Gesellschaft am Beispiel der älteren Kritischen Theorie (Horkheimer und Adorno) und der gegenwärtigen feministischen Theorie vergleichend herausarbeitet. Gemeinsam seien beiden Ansätzen der herrschaftskritische und genuin politisch‑praktische Impetus, allerdings würden die Perspektiven unterschiedlich ausbuchstabiert werden: Während der Feminismus die gewordene Situation als eine „paradoxe Gleichzeitigkeit von Herrschaft‑ und Befreiungsdiskursen und ‑praktiken im Prozess der Aufklärung“ (62 f.) begreife und aufgrund der eigenen Geschichte auch Akteure des Widerstands in den Blick bekomme, gelinge dies der älteren Kritischen Theorie nicht. Julia Graf und Clarissa Rudolph zeigen in ihrem dem zweiten Teil zugeordneten Beitrag, dass die Einlösung der Hoffnung, Erwerbsarbeit für Frauen führe zu Selbststimmung und Emanzipation, schon immer als ambivalent habe betrachtet werden müssen, aber durch die unter dem Schlagwort Hartz IV bekannt gewordenen Reformen noch schwieriger zu erreichen sei. Denn oftmals arbeiten Frauen nun unter prekären Bedingungen oder/und sie werden als Teil einer Bedarfsgemeinschaft gesehen, in der Männer vielfach als „arbeitsmarktnäher und leichter vermittelbar gelten“ (156).
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Rubrizierung: 2.1 | 2.36 | 4.43 | 5.42 | 2.342 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Tina Jung / Anja Lieb / Marie Reusch / Alexandra Scheele / Stefan Schoppengerd (Hrsg.): In Arbeit: Emanzipation. Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38241-in-arbeit-emanzipation_46130, veröffentlicht am 02.04.2015. Buch-Nr.: 46130 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken