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Asimina Michailidou / Hans-Jörg Trenz / Pieter de Wilde

The Internet and European Integration. Pro- and Anti-EU Debates in Online News Media

Opladen u. a.: Barbara Budrich Publishers 2014; 250 S.; 49,90 €; ISBN 978-3-8474-0153-7
Welche Rolle spielen Online‑Medien für den Diskurs in Europa über die EU? Dieser Leitfrage hat sich ein Projekt gewidmet, an dem Forscher unter anderem aus Norwegen, Griechenland, Dänemark und Deutschland (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) beteiligt waren. Den Ausgangspunkt bildete der Workshop „Euroscepticism and the Future of European Democracy“ 2010 in Krakau. Erfüllt das Internet also die Hoffnung auf eine intensivere, grenzüberschreitende Auseinandersetzung über Brüssel, auf die Entstehung einer echten europäischen Öffentlichkeit? Oder haben die ‚Cyber‑Pessimisten‘ Recht, die zusehends fragmentierte Teilöffentlichkeiten fürchten? Die Forscher haben sich auf zwei Phasen konzentriert: die Europawahl 2009 und die Euro‑Krise 2010 bis 2012. Ihr Modell digitaler Öffentlichkeit umfasst das Verständnis von digitalen Medien als Informationsarchive, als Plattformen politischer Mobilisierung sowie als neue Quellen von Legitimität. Für die Phase der Europa‑Wahl 2009 wurden 36 professionelle journalistische Websites sowie 24 unabhängige politische Blogs aus zwölf Ländern ausgewertet, außerdem drei transnationale Angebote. Für die Phase der Euro‑Krise wurden 16 journalistische Websites untersucht. Die Studie wurde um eine qualitative Auswertung sozialer Medien und von Onlinekommentaren ergänzt. Zumindest hinsichtlich der hier untersuchten europapolitischen Themen kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Online‑Medien bestehende nationale Öffentlichkeiten eher stärken. Bedeutende, glaubwürdige nationale Leitmedien bleiben zentrale Informationsquellen für User, die sich für EU‑Themen interessieren (gemessen an den Nutzerzahlen der Websites). Zugleich liefert die Studie keine Hinweise auf eine wachsende transnationale Informationsvielfalt. Online‑ und Offline‑Inhalte ähnelten sich zudem hinsichtlich des Stils, des Framings und der Nachrichtenwertkriterien weiterhin stark. Insofern bietet das Buch wenig Anlass zur Hoffnung auf die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit, von fragmentierten Teilöffentlichkeiten ist allerdings auch wenig zu erkennen.
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Rubrizierung: 3.4 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Asimina Michailidou / Hans-Jörg Trenz / Pieter de Wilde: The Internet and European Integration. Opladen u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38199-the-internet-and-european-integration_46689, veröffentlicht am 19.03.2015. Buch-Nr.: 46689 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken