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Cornelie Kunze (Hrsg.)

Leipzig und Wrocław im Prozess von Transformation, Europäisierung und Globalisierung. Ökonomische Entwicklung und soziale Prozesse 2005-2009 im Vergleich

Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2014 (Transformation 30/31); 257 S.; brosch., 35,- €; ISBN 978-3-86583-858-2
Seit Mitte der 1990er‑Jahre besteht eine Forschungskooperation des Zentrums für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Leipzig mit dem Soziologischen Institut der Universität Wroc?aw mit dem Ziel, den Verlauf der wirtschaftlichen Transformation in den beiden Großstädten vergleichend zu analysieren. Dabei sollte die damals vorherrschende makroökonomische Perspektive um eine regionale erweitert werden, um so „das Ineinandergreifen von politischen bzw. kommunalpolitischem und wirtschaftlichem Wandel sowie sozialen und kulturellen Veränderungen abbilden und untersuchen zu können“ (9). Mit diesem Band werden die Ergebnisse der vierten Folgestudie präsentiert, die den Zeitraum von 2005 bis 2009 abbildet. Die Entwicklungen in den beiden Städten Leipzig und Wroc?aw werden getrennt dargestellt, wobei jeweils in mehreren kurzen Beiträgen die Veränderungen im kommunalpolitischen, im wirtschaftlichen und im sozialstrukturellen Bereich gegenüber des vorherigen Untersuchungszeitraumes aufgezeigt werden. Damit bietet der Band zahlreiche Zahlen und Daten zur Ausgaben‑ und Einnahmenentwicklung der Kommunen, zur Bevölkerungsentwicklung, Produktivität und Branchenstruktur sowie zu Arbeitsmarkt, Beschäftigung und Stadtentwicklung. Was den demokratischen Prozess betrifft, so zeigt sich für Leipzig eine starke Diskrepanz zwischen einer geringen Wahlbeteiligung (von 40 Prozent) und einem traditionell stark ausgeprägten bürgerschaftlichen Engagement. Cornelia Kunze beschreibt das Verhältnis zwischen Stadtrat, Stadtverwaltung und Bürger_innen als „ein[en] naturgemäß nicht ohne Spannungen verlaufende[n], jedoch sehr lebendige[n] demokratische[n] Prozess“ (22). Die Wahlbeteiligung in Wroc?aw rangiert – bei starken Fluktuationen – ebenfalls auf einem niedrigen Niveau. Hinsichtlich der Zusammensetzung des Stadtrats weist Zbigniew Kurcz auf einen – für ganz Polen charakteristischen – „eigentümlichen Prozess des Parteienwechsels bei gleichzeitiger Stabilität der personalen Zusammensetzung“ hin und macht eine fortschreitende „Oligarchisierung des Parteiensystems“ (136) aus. In einer kurzen abschließenden Synopse stellt die Herausgeberin als Gesamtfazit fest, dass die Transformation zur Marktwirtschaft in beiden Städten „erfolgreich abgeschlossen“ ist, räumt aber ein: „Bedenklich bleibt die zunehmende soziale Differenzierung in beiden Städten, zumal die kommunalen Haushalte […] unter Sparzwang stehen und nur geringen Spielraum haben für soziale Maßnahmen, die über die Pflichtaufgaben hinausgehen.“ (254)
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Rubrizierung: 2.22.212.3252.61 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Cornelie Kunze (Hrsg.): Leipzig und Wrocław im Prozess von Transformation, Europäisierung und Globalisierung. Leipzig: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38184-leipzig-und-wrocław-im-prozess-von-transformation-europaeisierung-und-globalisierung_46253, veröffentlicht am 19.03.2015. Buch-Nr.: 46253 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken